Natassia M. Kelly, Ex-Christin, USA

Natassia M. Kelly, Ex-Christin, USA

 (teil 1 von 2)

 

Ich bin von meiner Kindheit an im Glauben an Gott aufgewachsen.  Ich besuchte die Kirche fast jeden Sonntag, ging zum Bibelunterricht und sang im Kirchenchor.  Die Religion nahm also einen wirklich großen Teil meines Lebens ein. 

Es gab Zeiten, wo ich mich selbst Gott nahe fühlte.  Ich betete ihn oft um Rechtleitung an und um Stärke in Zeiten der Verzweiflung oder um etwas, das ich mir wünschte.  Aber bald bemerkte ich, dass dieses Gefühl der Nähe verschwand, sobald ich Gott um nichts mehr bat.  Mir wurde bewusst, dass obwohl ich glaubte, mir der Glaube fehlte. 

Ich nahm die Welt um mich herum als ein Spiel wahr, in das Gott von Zeit zu Zeit eingreift.  Er hat Menschen inspiriert, die Bibel zu schreiben, damit Menschen in der Bibel Glauben zu finden. 

Als ich älter und mir der Welt bewusster wurde, glaubte ich mehr an Gott.  Ich glaubte, dass es dort einen Gott geben muss, der etwas Ordnung in diese chaotische Welt bringt.  Wenn es keinen Gott gäbe, so glaubte ich, wäre die Welt schon vor tausenden von Jahren in totaler Anarchie am Ende gewesen.  Es tröstete mich, zu glauben, dass es eine übernatürliche Kraft gab, die den Menschen leitet und beschützt. 

Kinder nehmen normalerweise die Religion ihrer Eltern an.  Ich war da nicht anders.  Im Alter von 12 begann ich, tief über meine Spiritualität nachzudenken.  Mir wurde klar, dass in meinem Leben eine Lücke war, wo eigentlich der Glaube sein sollte.  Wann immer ich in Not oder verzweifelt war, betete ich einfach zu jemandem, der Herr genannt wurde.  Aber wer war dieser Herr wirklich?  Ich fragte einmal meine Mutter, zu wem ich beten sollte, Jesus oder Gott.  Da ich glaubte, meine Mutter habe Recht, betete ich zu Jesus und maß ihm alle guten Dinge bei. 

Ich habe gehört, über Religion könne man nicht diskutieren.  Meine Freunde und ich versuchten dies häufig.  Ich diskutierte oft mit Freunden über Protestantismus, Katholizismus und Judentum.  Durch diese Diskussionen suchte ich mehr und mehr in mir selbst und entschloss mich, ich wollte etwas gegen diese Leere in mir tun.  Und so begann ich im Alter von 13 meine Suche nach der Wahrheit. 

Die Menschen befinden sich auf einer konstanten Suche  nach dem Wissen oder der Wahrheit.  Meine Suche nach der Wahrheit kann nicht als aktive Suche nach dem Wissen bezeichnet werden.  Ich fuhr damit fort, zu diskutieren und vermehrt in der Bibel zu lesen, aber über dies ging es nicht hinaus.  Während dieser Zeit nahm meine Mutter von meinem Verhalten Notiz, und von da an war ich in einer "religiösen Phase".  Mein Verhalten war aber von einer Phase weit entfernt.  Ich teilte einfach nur mein neu erworbenes Wissen mit meiner Familie.  Ich lernte über den Glauben, die Praktiken und die Doktrinen im Christentum und ein wenig über Glauben und Praktiken im Judentum. 

Nach wenigen Monaten Suche wurde mir bewusst, dass ich wenn ich an das Christentum glaubte, daran glaubte, zur Hölle verbannt zu sein.  Nicht nur, wenn ich an meine vergangenen Sünden dachte, war ich auf einem "Weg zur Hölle", wie südliche Priester zu sagen pflegen.  Ich konnte nicht alle Lehren des Christentums glauben.  Wie auch immer, ich versuchte es.

Ich kann mich erinnern, viele Male in der Kirche gewesen zu sein und mich durch den Aufruf zur Jüngerschaft gekämpft zu haben.  Mir wurde erzählt, dass mir durch die einfache Bestätigung, dass Jesus mein Herr und Erlöser sei, das Ewige Leben im Himmel garantiert sei.  Ich ging nie den Seitengang hinunter zu den ausgestreckten Händen des Pastors und mein Widerwille verstärkte nur meine Angst dem Höllenfeuer entgegen zu eilen.  In jener Zeit war ich unruhig.  Oft hatte ich alarmierende Alpträume und ich fühlte mich in dieser Welt sehr allein.  

Aber ich hatte nicht nur fehlenden Glauben, sondern auch viele Fragen, die ich jedem wissenden Christen, den ich finden konnte, stellte und nie erhielt ich eine wirklich befriedigende Antwort.  Mir wurden einfach nur Dinge erzählt, die mich noch mehr durcheinander brachten.  Mir wurde gesagt, dass ich versuchte, Gott mit Logik zu erfassen, wenn ich aber einfach nur glaubte, dann würde ich in den Himmel kommen.  Nun, genau das war das Problem: ich hatte keinen Glauben.  

Eigentlich glaubte ich an überhaupt nichts.  Ich glaubte, dass dort ein Gott war und dass Jesus Sein Sohn war, den Er zu den Menschen gesandt hatte.  Das war´s.  Meine Fragen und Überlegungen gingen allerdings über meinen Glauben hinaus. 

Die Fragen wurden mehr und mehr.  Meine Verwirrung wurde größer.  Meine Unsicherheit wurde bedrohlicher.  Fünfzehn Jahre lang war ich blind einem Glauben gefolgt, einfach nur weil es der Glaube meiner Eltern war. 

 (teil 2 von 2)

Etwas tat sich in meinem Leben, in dem das bisschen Glaube, den ich hatte, beim Nullpunkt angelangt war.  Meine Suche kam zum Erliegen.  Ich suchte nicht länger in mir selbst, der Bibel oder der Kirche.  Ich hatte für eine Weile aufgegeben.  Ich war sehr verbittert bis mir eine Freundin eines Tages ein Buch in die Hand drückte.  Es hieß: “The Muslim-Christian Dialogue”(Der Muslimisch-Christliche Dialog). 

Ich nahm das Buch und las es.  Ich schäme mich, zu sagen, dass ich während meiner ganzen Suche nicht ein einziges Mal eine andere Religion in Betracht gezogen hatte.  Das Christentum war alles, was ich kannte, und ich hatte nie daran gedacht, es zu verlassen.  Mein Wissen über den Islam war verschwindend gering.  Tatsächlich bestand es nur aus Missverständnissen und Stereotypen.  Das Buch überraschte mich.  Ich fand heraus, dass ich nicht die einzige war, die glaubte, dass es nur einfach Gott gab.  Ich bat um mehr Bücher und ich bekam welche und Faltblätter. 

Ich lernte über den Islam aus intellektueller Sicht.  Ich hatte eine enge Freundin, die Muslima war und ich befragte sie oft über ihre Praktiken.  Nicht ein einziges Mal zog ich den Islam als meinen Glauben in Betracht.  Viele Dinge über den Islam befremdeten mich. 

Nach ein paar Monaten des Lesens begann der Monat Ramadhan.  Jeden Freitag konnte ich in der örtlichen muslimischen Gemeinde beim Fastenbrechen und Qur´anlesen dabei sein.  Ich stellte Fragen, auf die ich bei den muslimischen Mädchen gekommen war.  Ich bewunderte, dass jemand im Glauben so viel Sicherheit haben und dem folgen konnte.  Ich fühlte mich zu dieser Religion hingezogen, die mich befremdete. 

Hatte ich so lange geglaubt, dass ich allein war, tröstete mich der Islam in vielerlei Hinsicht.  Islam wurde als Ermahnung in diese Welt gebracht.  Er wurde gebracht, um die Menschen auf den richtigen Weg zurück zu führen. 

Der Glaube war für mich nicht die einzige wichtige Sache.  Ich sehnte mich nach Disziplin, nach einer Ordnung nach der ich mein Leben einrichten konnte.  Ich wollte nicht einfach nur glauben, dass jemand mein Erlöser war und dadurch würde ich mein Ticket zum Himmel erhalten.  Ich wollte wissen, wie man sich verhalten muss, um die Zufriedenheit Gottes zu erreichen.  Ich wollte Gottes Nähe spüren.  Ich wollte Gottes bewusst sein.  Und am allermeisten wollte ich eine Chance auf den Himmel haben.  Ich fing an zu fühlen, dass mir das Christentum nicht geben konnte, aber der Islam. 

Ich fuhr damit fort, mehr zu lernen.  Ich ging mit meinen Freundinnen zu den ´Idfeiern (dem Feiertag, der auf das Fasten im Ramadhan und dem, der auf den Hajjritus folgt) und zum Jumua (Freitag) und zum wöchentlichen Unterricht. 

Durch Religion erlangt man Seelenfrieden, Ruhe.  Drei Jahre lang war ich hin und hergerissen.  In den Zeiten, in denen ich es nicht spürte, war ich für die Versuchungen Satans empfänglich.  Früh im Februar 1997 wurde mir bewusst, dass der Islam wahr und richtig war.  Allerdings wollte ich keine übereilten Entscheidungen treffen.  Ich entschied mich, zu warten. 

In dieser Zeit vermehrten sich die Versuchungen Satans.  Ich kann mich an zwei Träume erinnern, in denen er anwesend war.  Satan rief mich zu sich.  Nachdem ich von diesen Alpträumen aufgestanden war, fand ich wieder Ruhe im Islam.  Ich wiederholte für mich selbst die Schahada.  Diese Träume ließen mich fast meine Meinung ändern.  Ich vertraute sie meiner Freundin an.  Sie vermutete, dass Satan vielleicht gekommen war, um mich von der Wahrheit wegzuführen.  So hatte ich nie darüber gedacht. 

Am 19. März 1997, als ich vom wöchentlichen Unterricht gekommen war, rezitierte ich die Schahada für mich selbst.  Dann am 26. März sagte ich sie vor Zeugen und wurde offiziell Muslima. 

Ich kann gar nicht sagen, wie glücklich ich darüber war.  Ich kann nicht zum Ausdruck bringen, welches Gewicht von meinen Schultern genommen wurde.  Ich habe schließlich meinen Seelenfrieden gefunden. 

...

Es war ungefähr fünf Monate, nachdem ich die Schahada gesagt hatte.  Der Islam hatte aus mir einen besseren Menschen gemacht.  Ich bin stärker geworden und verstehe die Dinge besser.  Mein Leben hat sich bedeutend verändert.  Es hat jetzt einen Sinn erhalten.  Der Sinn ist, zu beweisen, dass ich des Ewigen Lebens im Himmel würdig bin.  Ich habe meine lange Suche nach dem Glauben hinter mir.  Religion ist immer ein Teil von mir.  Ich bin jeden Tag bestrebt, der beste Muslim zu werden, der ich sein kann. 

Die Menschen sind häufig verwundert, wie eine Fünfzehnjährige in ihrem Leben eine so wichtige Entscheidung treffen kann.  Ich bin Gott dankbar, dass Er mich mit meinem Bewusstsein gesegnet hat, so dass ich in der Lage war, Ihn so jung schon zu finden.

In einer vorwiegend christlichen Gesellschaft danach zu streben, ein guter Muslim zu sein, ist schwer.  Innerhalb einer christlichen Familie zu leben, ist sogar noch schwerer.  Trotzdem bemühe ich mich, mich nicht entmutigen zu lassen.  Ich möchte nicht in meiner gegenwärtigen misslichen Lage verbleiben, aber ich glaube, dass mich mein Jihad einfach nur noch starker macht.  Jemand erzählte mir einmal, dass ich besser dran wäre, als diejenigen, die im Islam geboren worden sind, denn ich musste die Größe und die Gnade Gottes erst finden, erforschen und erfahren.  Ich habe verstanden, dass siebzig Jahre auf dieser Erde nichts sind im Vergleich zum Ewigen Leben im Paradies.

Ich muss zugeben, dass mir die Fähigkeit fehlt, die wahre Größe, Barmherzigkeit und Erhabenheit Gottes zu beschreiben.  Ich hoffe, mein Bericht hilft anderen, die sie sich so fühlen, wie ich mich gefühlt habe oder die suchen, wie ich gesucht habe.