"Born To Be Free"? (teil 2 von 2): Was Gott von uns will

"Born To Be Free"? (teil 2 von 2): Was Gott von uns will

 (teil 1 von 2): Freiheit, ein unschätzbares Geschenk

“Der freie Wille ist von den Geschenken Gottes das am schwierigsten zu verstehende und anzuwendende.  Die Person, welche die selbstsüchtige Freiheit aufgibt und damit einverstanden ist, Gottes Diener zu sein, wird immer wahrhaftig frei sein.”

Freiheit ist eines der wertvollsten Dinge, die es gibt, obwohl die meisten von uns keine Vorstellung davon haben, wie kostbar sie ist, bis wir unter ihrem Verlust zu leiden haben.  Sie wird als ein Grundrecht des Menschen betrachtet und jemandem dieses Recht ohne rechtmäßigen Grund zu verweigern, ist eine schwere Sünde.  Wir alle denken gerne, dass wir frei sind und dass wir den freien Willen haben, wenn wir uns im Leben für etwas entscheiden – aber lass uns mal kurz über die Realität dieser Situation nachdenken.  Sind wir tatsächlich geboren, um frei zu sein?  Und wenn ja, dann auf welche Art?  Was bedeutet das für uns? 

Die Menge Freiheit, die wir tatsächlich haben, ist weit begrenzter, als uns vielleicht bewusst ist.  Lass uns mit einfachen Beispielen anfangen, die wir alle verstehen können; Dinge, die unsere Körper betreffen.  Wieviel Freiheit besitzen wir über unser Gähnen oder unser Niesen oder unser Schwitzen oder unser Bluten oder unser Atmen oder unser Verdauen oder unser Ausscheiden?  Wieviel Freiheit haben wir über das, was wir sehen oder hören oder fühlen können oder wie wir unsere Muskeln und Glieder zum Arbeiten bewegen?  Ich pflegte immer zum Bus zu rennen und auf Berge zu steigen – aber egal, wie sehr ich darauf bestehe, dass ich auch jetzt noch die Freiheit dazu besitze, dies zu tun, ich kann es nicht.  Ich kann nicht einmal aufstehen; wenn ich lange Zeit getippt habe, werden meine Beine so steif, dass ich es einfach nicht kann.  Ich habe überhaupt keine Kontrolle darüber, was innerhalb meines Körpers passiert - wie meine Nieren Stoffe ausscheiden oder woher sie genau wissen, was noch gebraucht wird und was nicht.  Ich habe keine Vorstellung davon, was mein Herz schlagen lässt oder wann es damit aufhören wird.  Ich kann mir nicht aussuchen, ob ich speichele oder uriniere, ob mein Blut gerinnt, meine Zellen sich vermehren oder ob ich alt werde und mich zersetze! 

Und denk nur an die Menschen, mit denen ich verwandt bin.  Ich hatte nicht die Freiheit, meine Eltern oder Großeltern auszuwählen, oder meine Brüder und Schwestern.  Ich konnte mir nicht meine Gene aussuchen.  Ich versuchte es, als ich selbst Kinder bekam, aber es hat nicht so funktioniert, wie ich es erwartet hatte.  Und ich hatte keine Vorstellung davon, welches Geschlecht meine Kinder haben würden oder wie sie sein würden.  Manche Leute meinen, es sei nur eine Frage der Zeit, bis wir mit Hilfe der Genetik in der Lage sein werden, Kinder nach Wunsch zu produzieren, aber dann wird diese kleine produzierte Person – natürlich – auch nicht die Freiheit darüber haben, zu bestimmen, wie oder was er oder sie gern sein will.  Wenn du also über all dies nachdenkst – scheint es tatsächlich nicht gerade so, als hätten die Menschen sehr viel Freiheit, oder?

Und der Glaube an die Freiheit des menschlichen Geistes ist einer der Schlüssel, die Gott zu allen Zeiten offenbart hat.  Der Islam klärt uns darüber auf, dass dies etwas ist, das Gott den Menschen gewährt hat, aber Er gewährte es nicht den Engeln.  Wir können uns unseren Körper nicht aussuchen, aber wir müssen selbst auswählen, wie unsere Seele sich verhält.  Was Gott von uns verlangt, ist, uns selbst unter Kontrolle zu bekommen und eine bestimmte Wahl zu treffen und uns auf eine bestimmte Art und Weise zu verhalten – aber Er zwingt uns nie dazu.  Wir brauchen nicht einmal an Ihn zu glauben und wir können uns aussuchen, Ihn zu ignorieren oder ihm ungehorsam zu sein.  Millonen von Menschen tun dies.   

Aber wir sind eben keine programmierten Roboter.  Wir reagieren nicht auf dieselbe Weise auf unterschiedliche Situationen; einige von uns sind selbstsüchtiger, großzügiger, verzeihender, hilfsbereiter und kooperationsbereiter als andere.  Aber wir müssen es nicht sein.  Wenn wir eine alte Dame sehen, die sich auf der Straße mit schweren Paketen abplagt, können wir uns aussuchen, ob wir ihr helfen, ob wir sie niederschlagen und ihre Pakete stehlen, ob wir so tun, als würden wir sie nicht sehen oder ob wir sie beschimpfen und wegrennen.  Dies führt uns zu interessanten Überlegungen.  Wir können uns damit beschäftigen, uns auszudenken, was irgendein bestimmtes Individuum mit der alten Dame mit den Paketen anfangen könnte.  Aber wir alle haben ein Gefühl dafür, was man tun "müsste"; wir denken, wir wissen, welche Tat eine gute Person, eine religiöse Person, eine vernünftige Person tun sollte. 

Immer wenn wir sagen, dass eine Person etwas tun müsste, nehmen wir an, dass diese Person eigentlich frei und in der Lage ist, es zu tun.  Es wäre ziemlich sinnlos zu sagen, jemand sollte ihr helfen, die beispielsweise im Gefängnis eingesperrt ist oder der nicht bei  Bewußtsein ist oder der in einem fernen Land lebt.  ‘Müsste’ impliziert ‘kann’.  Nun, wenn Gott alles tun kann, was Er will, dann würde es Ihm offensichtlich auch durchaus möglich sein, unseren Verstand und unsere Wahl zu beeinflussen.  Dies ist eine Angelegenheit, die in den Fähigkeiten der Menschen selbst liegt, und es wäre Gott ein Leichtes.  Die Tatsache allerdings, dass Er den Menschen gestattet, sich auszusuchen, nicht an Ihn zu glauben, und nicht zu tun, was Er will, zeigt schließlich, dass Gott den Verstand der Menschen nicht robotisiert. 

(teil 2 von 2): Was Gott von uns will

Jeder Prophet, Abraham, Moses, Jesus und Muhammad eingeschlossen, lehrte die Menschen, dass wenn sie aus Gottesglauben und Gehorsamkeit Gott gegenüber eine Wahl treffen, dann wird diese einen sehr großen Unterschied auf den endgültigen Ausgang ihrer Angelegenheiten haben.  Menschen besitzen die gewaltigen Fähigkeiten, zu lieben und freundlich zu sein, oder zu hassen und zu zerstören.  Dies bedeutet, obwohl sie alle mit Seelen von gleicher Wertigkeit geboren wurden, bleiben sie doch nicht gleich.  Der freie Wille ist in Wirklichkeit das am schwierigsten zu verstehende und anzuwendende Geschenk Gottes.  Der Sinn des freien Willens ist, der menschlichen Moral eine Bedeutung zu geben – ohne so etwas wie gutes oder schlechtes Verhalten wären wir einfach nur Automaten. 

Wenn wir nicht wirklich eine freie Auswahl treffen könnten, dann könnte das Gericht nicht über uns gehalten werden – das wäre dann absolut ungerecht.  Immer wenn Menschen keine freie Wahl treffen können, dann können sie nicht zur Verantwortung gezogen werden.  Aischa berichtete, dass der Prophet, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, erklärt hat, dass jene, deren Freiheit oder deren Verstand eingeschränkt ist, beispielsweise weil sie zu jung oder zu unwissend sind oder weil ihr seelisches Gleichgewicht gestört ist – nicht für ihre Taten zur Verantwortung gezogen werden können, sei es vor einem Gericht der Schari´ah (oder einem deutschen Gericht) oder am Tag des Gerichts.    

Was also hat es mit dem muslimischen Konzept von al-Qadr auf sich, der Doktrin von der vollständigen und endgültigen Kontrolle Gottes über die Erfüllung der Ereignisse oder des Schicksals?  Wie kann man die Vorstellung davon, dass Gott absolut alles weiß mit der des freien Willens in Übereinstimmung bringen?  Wenn Gott bereits alles zuvor schon weiß, das passieren wird, dann muss doch wohl das gesamte Leben einer Person vorherbestimmt sein?  Desweiteren wenn Gott nicht eingreift, um bestimmte Dinge, die geschehen, zu stoppen, dann könnte man sagen, Er sei dafüer verantwortlich.  Dies steht mit dem Problem des Bösen in Verbindung.  Wer ist für das Böse verantwortlich, wenn Gott ultimativ für alles verantwortlich ist?  Ein Dieb könnte plädieren, er sei unschuldig, weil es ihm sicherlich vorherbestimmt war, zu stehlen, und wie könnte es dann sein Fehler sein? 

Viele Menschen denken, Muslime seien Fatalisten, die glauben, weil ja schließlich sowieso ´alles vorgeschrieben´ ist und Gott alles vorher weiß – deshalb muss alles schon vorherbestimmt sein.  Kein menschliches Gehirn war tatsächlich in der Lage, dieses Problem gänzlich zu entwirren – und meines ganz bestimmt nicht – aber die Tatsache, dass Gott Gesandte mit Offenbarungen geschickt hat, zeigt eindeutig, dass von den Menschen erwartet wird, zu hören und dann eine Wahl zu treffen und ihre Leben entsprechend auszurichten.  (Quran 6:91; 23:73).  Gott hat offenbart:   

“Gewiß, Gott ändert die Lage eines Volkes nicht, ehe sie nicht selbst das ändern, was in ihren Herzen ist.” (Quran 13:11)

Dies zeigt ganz deutlich, dass Menschen die Macht besitzen, durch ihren freien Willen etwas zu verändern und diese Entscheidungen verändern ihr Schicksal.  Es muss wahr sein, dass Gott alles und jede Möglichkeit kennt aber die Menschen nicht.  Wenn sich ein Mensch daher für eine bestimmte Sache entscheidet, dann wird diese bestimmte Sache zu einem bestimmten Schluss führen.  Wenn der Mensch einen anderen Verlauf der Handlung wählt, dann wird der Ausgang und der Schluss ein anderer sein.  Wenn du beschließt, eine ganze Packung Schmerztabletten zu schlucken, wirst du heute nachmittag sterben; aber wenn du dich entschließt, nur zwei zu nehmen, könnte es gegen deine Migräne helfen und du könntest noch hundert werden.  Gott kennt alle möglichen Ausgänge, aber Er überlässt dir die Wahl.  Wir können das nicht verstehen, aber Gott kann es – Seine ´Intelligenz´ ist millionenmal größer und völlig anders als unsere. 

Die wirkliche Wahrheit liegt im Bereich von al-Ghayb [Dinge, die außerhalb der menschlichen Vorstellungskraft liegen].  Alles, was Gläubige tun können, ist, um Rechtleitung auf unserem Lebensweg zu bitten.  Wir können vielleicht den Weg in der Ferne nicht erkennen, aber wir können Gott bitten, dass Er uns den nächsten Schritt zeigt, einen Schritt nach dem anderen.  Wenn es den Menschen nicht möglich wäre, auszuwählen, weil ihre Zukunft und ihr Schicksal bereits feststände, dann wäre Gott nicht nur ungerecht, sondern es würde für uns keinen Sinn machen, auch nur zu versuchen, ein gutes Leben zu führen.  Fatalismus führt zu Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit, Miesmacherei und würde de Menschen daran hindern, sich anzustrengen, um sein eigenes Los oder das der anderen zu verbessern.  

Was will Gott von uns?  Er will, dass wir glücklich und erfolgreich sind.  Er will, dass wir die wahre Freiheit finden.  Wenn wahre Freiheit glücklich sein lässt, dann scheinen die Dinge so zu sein, wie die meisten Leute denken.  Ich könnte sehr glücklich damit sein, jede Woche ein Verhältnis mit einem anderen Partner zu haben oder wenn ich mich mit leckerem aber ungesundem Essen vollstopfe oder wenn ich ein Vermögen für Schmuck oder Pop CDs ausgeben würde oder wenn ich rauchen würde oder abends lange wegbleiben und meine Eltern ängstigen würde oder unangenehme Arbeiten oder Hausaufgaben meiden könnte oder oder wenn ich über meine Feinde lachen könnte oder wenn ich eine Menge Geld unehrenhaft verdienen würde oder wenn ich berühmt wäre und von vielen Menschen bewundert würde.  Sind dies die Dinge, die die Menschen glücklich machen? 

Wie einfach wäre es, wenn es so wäre.  Es ist für den Satan so leicht, die Menschen irrezuführen – der Weg zum Verderben ist so verlockend und angenehm.  Aber halt, denk mal nach.  Viele der reichsten und mächtigsten Menschen auf der Welt sind die Einsamsten.  Menschen, die sich vollstopfen, leiden unter allen Problemen und dem Elend des Übergewichts.  Diejenigen, die faul sind und das Lernen und Üben in ihrer Jugend meiden, werden später aufwachen und feststellen, dass sie ihre Leben vergeudet haben.  Raucher, die zufrieden hinter Fahrradständen paffen, werden jung an Krebs oder Herzversagen sterben – zum großen Kummer derjenigen, die sie lieben.  Menschen, die häufig Wechselbeziehungen eingehen, enden normalerweise mit einem Herzinfarkt und die Kinder, die daraus entstehen, werden vernachlässigt, in Stich gelassen (von den jungen Vätern) oder durch Abtreibung getötet (von den jungen Müttern). 

Wahres Glück ist, das zu erkennen, was Gott uns für diese kurze Zeit verliehen und in Gewahrsam gegeben hat – unsere Körper, unsere Familien, unsere Fähigkeiten, unsere Einfühlsamkeit anderen gegenüber.  Dies bedeutet nicht, frei zu sein, um uns unseren Wünschen und Gelüsten hinzugeben, denn, wie wir nur zu gut wissen, werden diese Dinge uns und andere auf die Dauer nur verletzen.  Aber genau hier kommen wir darauf – derjenige, der diese Art selbstsüchtiger Freiheit aufgibt und damit einverstanden ist, Gottes Diener zu sein, der ist wirklich immer frei.  Er wird wissen, dass er immer sein Bestes getan hat; sein Gewissen ist rein; sein Inneres ist zufrieden und voller Hoffnung und er wird nie der Sklave seines Egos, einer anderen Person oder Sache sein.