Der Zusammenhalt der Familie

Der Zusammenhalt der Familie

 

(teil 1 von 4): Einleitung

 

 

Gott sagt im Qur´an – in einer Passage, die der Prophet, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, häufig zu wiederholen pflegte, wenn er eine seiner Reden begann:

“O ihr Menschen, fürchtet euren Herrn, Der euch erschaffen hat aus einem einzigen Wesen; und aus ihm erschuf Er seine Gattin, und aus den beiden ließ Er viele Männer und Frauen entstehen.  Und fürchtet Gott, in Dessen Namen ihr einander bittet, sowie (im Namen eurer) Blutsverwandtschaft.  Wahrlich, Gott wacht über euch.” (Quran 4:1)

Die Familie bildet den Kern der ganzen Gesellschaft.  Wenn die Familie auf einer soliden Grundlage steht, wird höchstwahrscheinlich auch die Gesellschaft als Ganzes in einem guten Zustand sein.  Daher hielten die Gesandten Gottes, die hauptsächlichen Vorbilder für die Menschen, an der Institution der Heirat und der Familie fest.  Gott sagt: 

“Wahrlich, schon vor dir entsandten Wir Gesandte und gaben ihnen Frauen und Kinder…” (Quran 13:38)

Der Prophet Muhammad bestimmte ebenfalls die Ehe als seine Lebensweise, als er sagte: 

“Bei Gott, ich bin der Gottesfürchtigste unter euch und ich besitze die meiste Frömmigkeit; aber ich faste und breche mein Fasten, bete [in der Nacht] und schlafe, und ich heirate Frauen.  Wer sich von meiner Sunna[1]abwendet, ist nicht von mir.” (Sahieh Al-Bukhari, Sahieh Muslim)

Zweifellos betont der Islam die Verbindung und den Zusammenhalt der Familie sehr.  Gelehrte des islamischen Rechts haben bemerkt, dass wenn jemand die Gesetze studiert, die im Islam zu finden sind, und die Weisheit, die sich dahinter verbirgt, so findet man heraus, dass sie bestimmt worden sind, um bestimmte Notwendigkeiten des Lebes zu stellen, beschützen, wiederherzustellen und zu am Laufen zu erhalten.  Die Notwendigkeiten des Lebens, wie sie im islamischen Gesetz gesehen werden, sind folgende:

(1)  Religion,

(2)  Leben,

(3)  Familienverbindungen und Beziehungen,

(4)  geistige Unversehrtheit,

(5)  Reichtum und Besitz.  

Daher braucht man beispielsweise nur über die verbindlichen Gesetze, die mit der Bewahrung der Unverletzlichkeit der Familie in Verbindung stehen, nachzudenken, um den großen Wert zu verstehen, den der Islam der Familie gibt.  Im “modernen Westen” werden Ehebruch und andere Taten, die die Grundfesten der Familie erheblich erschüttern, nicht als Verbrechen eingestuft.[2]  Im Islam ist die Situation ganz anders.  Der Islam ermahnt alle Mitglieder der Familie, einander gut zu behandeln und derart freizügige Taten zu vermeiden, die an sich schlecht sind und jeder Ehe Schaden zufügen.  Gott sagt zum Beispiel: 

“Und kommt der Unzucht nicht nahe; seht, das ist eine Schändlichkeit und ein übler Weg.” (Quran 17:32)

Allerding sind diese Mahnungen nicht einfach nur leere Worte.  Sie werden ganz im Gegenteil bei einigen der haarsträubendsten Taten, die nicht einfach durchgehen gelassen  werden können, durch die Kraft des Gesetzes gestützt.  Daher befiehlt Gott:   

“Peitscht die Unzüchtige und den Unzüchtigen gegebenenfalls jeweils mit hundert Peitschenhieben aus; und lasset euch angesichts dieser Vorschrift Gottes nicht von Mitleid mit den beiden ergreifen, wenn ihr an Gott und an den Jüngsten Tag glaubt.  Und eine Anzahl von Gläubigen soll ihrer Pein beiwohnen.” (Quran 24:2)

Mitleid gestattet es nicht, das, was getan werden muss, zu übergehen, denn am Ende wird dieses Mitleid – und Mitleid ist etwas, das einen dazu antreibt, anderen Gutes zu tun – zu schlimmen Ergebnissen führen.  Außerdem geht aus einer Aussage des Propheten, die bei al-Bukhary und Muslim berichtet wird, hervor, dass er für den Ehebrecher die Steinigung bis zum Tode angeordnet hatte.  In der Tat geht der Islam noch weiter um die Unverletzlichkeit der Familie zu schützen: diejenigen, die fälschlicherweise anständige Frauen beschuldigen, etwas eine so schlimme Tat begangen zu haben, erhalten ebenfalls eine harte Strafe.  Gott sagt:  

“Und denjenigen, die ehrbaren Frauen (Unkeuschheit) vorwerfen, jedoch nicht vier Zeugen (dafür) beibringen, verabreicht achtzig Peitschenhiebe.  Und lasset ihre Zeugenaussage niemals gelten; denn sie sind es, die Frevler sind.” (Quran 24:4)

Gott bietet der Menschheit Seine Rechtleitung im Umgang mit allen Mitgliedern der Familie.  Um es kurz zu halten wird dieser Artikel einen Überblick über das angemessene Verhalten anderen Familienmitgliedern gegenüber geben – einschließlich Eltern, Kindern, Gatten und anderen Verwandten.

Die Eltern

Gott hat den Muslimen befohlen, ihre Eltern auf die bestmögliche Weise zu behandeln.  Muslime müssen dankbare Menschen sein.  Sie müssen Gott und allen, die ihnen Gutes tun, dankbar sein.  Nach Gott gibt es vielleicht niemanden, der die Dankbarkeit eines Menschen mehr verdient, als seine Eltern.  Daher berühren zahlreiche Verse des Qur´an die Frage über die Behandlung der Eltern.  Tatsächlich verknüpft Gott an mehreren Stellen im Qur´an das gute Benehmen den Eltern gegenüber eng mit dem Befehl, Ihn allein anzubeten.  Beispielsweise in folgendem Vers:     

“Dient Gott und setzt Ihm nichts zur Seite; und seid gut zu den Eltern und zu den Verwandten, den Waisen, den Armen, dem Nachbar, sei er verwandt oder aus der Fremde, dem Begleiter an der Seite, dem Sohn des Weges und zu dem (Sklaven), den ihr von Rechts wegen besitzt.  Seht, Gott liebt nicht den Hochmütigen und Prahler.” (Quran 4:36)

Gott sagt auch:   

“Sprich: “Kommt her, ich will euch verlesen, was euer Herr euch verboten hat: Ihr sollt Ihm nichts zur Seite stellen und den Eltern Güte erweisen...” (Quran 6:151)

“Und dein Herr hat befohlen: “Verehrt keinen außer Ihm, und (erweist) den Eltern Güte.  Wenn ein Elternteil oder beide bei dir ein hohes Alter erreichen, so sage dann nicht ´Pfui!´ zu ihnen und fahre sie nicht an, sondern sprich zu ihnen in ehrerbietiger Weise.  Und senke für sie in Barmherzigkeit den Flügel der Demut und sprich: ´Mein Herr, erbarme Dich ihrer (ebenso mitleidig), wie sie mich als Kleines aufgezogen haben.´  Euer Herr weiß am besten, was in euren Seelen ist: Wenn ihr rechtgesinnt seid, dann ist Er gewiss Verzeihend gegenüber den Sich-Bekehrenden.” (Quran 17:23-25)

“Und (denke daran) als Wir mit den Kindern Israels einen Bund schlossen: ´Ihr sollt niemanden außer Gott anbeten, euch den Eltern, Verwandten, Waisen und Armen gegenüber wohltätig erweisen...” (Quran 2:83)

Der Prophet betonte ebenfalls die gute Behandlung der Eltern, indem er sie gleich nach der Verrichtung des Gebets zur rechten Zeit mit den beliebtesten Taten genannt hat.  Der Prophet wurde gefragt:   

“Welche Tat ist bei Gott am beliebtesten?”  Er antwortete: „Das Gebet zur rechten Zeit.“  Er wurde gefragt: „Welche Tat dann?“  Er antwortete er: „Seine Pflicht gegenüber den Eltern erfüllen...“ (Sahieh Al-Bukhari, Sahieh Muslim)

Gott erinnert die Gläubigen daran, dass ihre Eltern, besonders ihre Mütter, viele Schwierigkeiten und Anstrengungen auf sich genommen haben, um ihr Kind aufzuziehen und aus diesem Grund haben sie einen Anspruch auf Liebe, Respekt und Dankbarkeit dafür.  Gott sagt:   

“Da sagte Luqman zu seinem Sohn, indem er ihn ermahnte: “O mein Sohn, setze Gott keine Götter zur Seite; denn Götzendienst ist wahrlich ein gewaltiges Unrecht.”  Und Wir haben dem Menschen im Hinblick auf seine Eltern anbefohlen - seine Mutter trug ihn in Schwäche über Schwäche und seine Entwöhnung erfordert zwei Jahre - : „Sei Mir und deinen Eltern dankbar.  Zu Mir ist die Heimkehr.” (Quran 31:13-14)

“Und Wir haben dem Menschen anbefohlen, gegen seine Eltern gütig zu sein.  Seine Mutter trug ihn mit Widerwillen, und mit Widerwillen brachte sie ihn zur Welt.  Und ihn zu tragen und ihn zu entwöhnen erfordert dreißig Monate, bis er dann, wenn er seine Vollkraft erlangt und vierzig Jahre erreicht hat, sagt: „Mein Herr, sporne mich an, dankbar zu sein für Deine Gnade, die Du mir und meinen Eltern erwiesen hast, und (sporne mich an,) Rechtes zu wirken, das Dir wohlgefallen mag.  Und lass mir meine Nachkommenschaft rechtschaffen sein.  Siehe, ich wende mich zu Dir, und ich bin einer der Gottergebenen.” (Quran 46:15)

Daher gebührt insbesondere der Mutter die größte Freundlichkeit und Nähe ihrer Kinder.  Der Prophet wurde einmal gefragt: 

“Wer von den Menschen hat das größte Anrecht auf meine gute Gesellschaft?“  Der Prophet antwortete: „ Deine Mutter.“  Der Mann fragte: “Und wer dann?”  Der Prophet antwortete wieder: „Deine Mutter.“  Der Mann fragte: “Und wer dann?”  Der Prophet antwortete wieder einmal: “Deine Mutter.”  Der Mann fragte nochmal: “Und wer dann?”  Dieses Mal antwortete der Prophet: “Dein Vater.” (Sahieh Muslim)

 


Footnotes:

[1] Sunna: Lehren und Lebensweise. (IslamReligion)

[2] 1969 wies ein englischer Richter einen Kläger zurecht, der sich über das Verhalten seiner Ehefrau seinem Freund gegenüber beschwert hatte, dass seine Denkweise altmodisch sei und dass er sich gewahr werden müsse, dass er jetzt, 1969, lebte.  [Diese Geschichte wird in folgendem Buch zitiert: Yoosuf al-Aalim, Al-Maqaasid al-Aaammah li-l-Shareeah al-Islaamiyyah (Riyadh: International Islamic Publishing House, 1994), S. 397.]  Heutzutage gibt es unzählige Streitigkeiten zwischenEhegatten, wobei der Ehemann leugnet, dass die Kinder in seinem Haushalt seine eigenen seien, was zu Hass, Reibereien und Zerstörung der Ehe führt.  Man könnte berechtigterweise fragen: Ist es so, wie eine „moderne, zivilisierte“ Ehe aussehen sollte? 

 (teil 2 von 4): Die Rolle von Ehemann und Ehefrau

Der Ehemann[1]

Heirat ist eine sehr wichtige Einrichtung im Islam.  Der Qur´an zeigt, dass zwischen Mann und Frau eine klare Verbindung besteht.  An vielen Stellen im Qur´an erinnert Gott daran, dass die Menschen von demselben ursprünglichen menschlichen Wesen abstammen.  Durch dieses Band sind sie untereinander verbunden und durch diese Verbindungen werden einige ihrer Rechte gegenüber den anderen etabliert.  Gott sagt am Anfang des 4. Kapitels, mit dem Titel “Die Frauen”: 

“O ihr Menschen, fürchtet euren Herrn, Der euch erschaffen hat aus einem einzigen Wesen; und aus ihm erschuf Er seine Gattin, und aus den beiden ließ Er viele Männer und Frauen entstehen.  Und fürchtet Gott, in Dessen Namen ihr einander bittet, sowie (im Namen eurer) Blutsverwandtschaft.  Wahrlich, Gott wacht über euch..” (Quran 4:1)

Allerdings betont Gott, abgesehen von dem Anfang, den die beiden Geschlechter gemeinsam haben, dass Liebe und Zuneigung, die Er in den Herzen der Ehegatten geschaffen hat, eines Seiner größten Zeichen ist, das für Menschen, die Verstand haben, ein Zeichen ist.   Mit anderen Worten können solche Menschen diesen Aspekt der Schöpfung betrachten und sich der Großartigkeit von Gottes Werk erinnern und an die riesengroße Gnade, die Gott dieser Welt erwiesen hat.  Gott sagt: 

“Und unter Seinen Zeichen ist dies, dass Er Gattinnen für euch aus euch selber schuf, auf dass ihr Frieden bei ihnen finden möget; und Er hat Zuneigung und Barmherzigkeit zwischen euch gesetzt.  Hierin liegen Zeichen für ein Volk, das nachdenkt.” (Quran 30:21)

Gott sagt ebenfalls: 

“Er ist es, Der euch aus einer einzigen Seele erschuf; und aus ihm machte Er seine Gattin, damit er bei ihr ruhe…” (Quran 7:189)

Daher sollte die Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau von Liebe, Gnade und gegenseitigem Verständnis geprägt sein.  Gott befiehlt in folgendem Vers den Männern, ihre Frauen freundlich zu behandeln: 

“…Verkehrt in Billigkeit mit ihnen; und wenn ihr Abscheu gegen sie empfindet, empfindet ihr vielleicht Abscheu gegen etwas, in das Gott reiches Gut gelegt hat.” (Quran 4:19)

 Es sollten ein paar Worte über den Sinn und Zweck der Ehe gesagt werden.  Dies ist nötig, denn oft gehen Menschen eine Ehe ein oder haben das Verlangen, zu heiraten ohne sich der Rolle und dem Zweck der Ehe bewusst zu sein.  Daher sind sie sich nicht bewusst, welche Verantwortung auf ihren Schultern lastet, wenn sie verheiratet sind.  Wenn allerdings der Zweck der Ehe und die Verantwortlichkeiten, die eine Ehe beinhaltet, von Anfang an bekannt sind, dann wird die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Ehe eine erfolgreiche Ehe wird.  Die Person wird wissen, was von ihr erwartet wird, sowohl in bezug auf ihre Verantwortung als auch in bezug auf ihre Pflichten und Rechte.

Offensichtlich ist der Zweck einer Ehe nicht einfach “Spass” zu haben oder “tierische Gelüste” auszuleben.  Eine Ehe bedeutet viel mehr als das.  Einige der Ziele einer Ehe beinhalten[2]: Fortpflanzung, erlaubtes sexuelles Vergnügen, Erreichen seiner vollen Reife, sich gegenseitig unterstützen, in seinem Leben in dieser Welt zurechtzukommen, zahlreiche psychologische und physiologische Nutzen, den Eckstein einer anständigen, moralischen Gesellschaft zu bilden, die folgende Generation in einem Rahmen aufzuziehen, der für anständiges Verhalten und geistiges Wachstum inspirierend ist und die Menschen und Familien verbindet.

Die Rechte des Ehemanns und der Ehefrau 

Damit eine Ehe bestens funktioniert, sollte jeder Partner seine oder ihre Rechte, Verantwortung, Rolle und Verpflichtungen voll verstehen.  Aus diesem Grunde legt das islamische Gesetz die Rechte und Verantwortlichkeiten von einem muslimischen Ehemann und Ehefrau ganz eindeutig fest.  Zur selben Zeit muss sich jede verheiratete Person darüber bewusst sein, dass sein Ehegatte in allererster Linie ein anderer Muslim ist.  Er/sie ist ein Bruder/eine Schwester im Islam.  Daher genießt unser Ehepartner alle Rechte, die jeder Muslim aufgrund der allgemeinen Brüderlichkeit im Islam genießt.  Es gibt Bücher über das Verhalten eines Muslims, Brüderlichkeit und Liebe und Zuverlässigkeit unter Muslimen, und alle diese Prinzipien gelten bei einer verheirateten Person auch, denn der Ehepartner ist Teil der islamischen Bruderschaft und Gesellschaft.  Außerdem betonte der Prophet, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, diesen Punkt ebenfalls, als er sagte:  

“Keiner von euch glaubt wahrhaftig, bis er für seinen Bruder liebt, was er für sich selbst liebt.” (Sahieh Al-Bukhari, Sahieh Muslim)

Allerdings hat unser Ehepartner aufgrund der Großartigkeit und Wichtigkeit des Vertrags, der geschlossen wurde, noch mehr Rechte über uns.[3]

Wenn wir daher die Rechte von Ehemännern und Ehefrauen besprechen, sollte man das Thema nicht nur aus der kalten und rechtlichen Sicht betrachten.  Die Verbindung zwischen Ehemann und Ehefrau muss viel mehr sein, als eine Angelegenheit von Gesetzen, an die sich jeder halten muss.  Anstatt dessen sollte es eine Beziehung sein, die von Liebe, Unterstützung und gegenseitigem Verständnis geprägt ist.  Jeder Ehepartner sollte die Bedürfnisse und Fähigkeiten des anderen berücksichtigen.  Sie sollten versuchen, einander glücklich zu machen, auch wenn sie manches Mal Kompromisse eingehen müssen, und nicht einfach nur sicherstellen, dass alle ihre Rechte in der Ehe erfüllt werden.  Tatsächlich ist es normalerweise der Fall, dass keiner der Ehegatten die Rechte des anderen vollständig erfüllen und ihn glücklich machen kann.  Also müssen die beiden sich ihrer Unzulänglichkeiten bewusst werden und sie akzeptieren. 

Der Prophet wies insbesondere die Ehemänner an, ihre Frauen auf die beste Art und Weise zu behandeln – vielleicht aufgrund ihrer größeren Autorität oder aufgrund ihrer größeren Stärke im allgemeinen.  Der Prophet sagte: 

“Der beste von euch ist der beste zu seiner Familie (Frau), und ich bin der beste zu meiner Familie.” (Al-Tirmidhi und ibn Majah)

 

 


Footnotes:

[1] Mehr Details zu islamischen Gesetzen über die Ehe siehe: “The Fiqh of the Family, Marriage and Divorce” desselben Autors (American Open University, 1997), passim. Diese Erörterung hier hat Teile des Werkes zur Grundlage. 

[2] Cf., Abdul Rahman Abdul Khaaliq, Al-Zawaaj fi Dhill al-Islaam (Kuwait: al-Daar al-Salafiyyah, 1988), pp. 21ff.

[3] Gott sagt im Qur´an: “Und wie könntet ihr es fortnehmen, wo ihr einander bereits beiwohntet, und sie mit euch einen festen Bund schlossen?” (Quran 4:21).

(teil 3 von 4): Gegenseitige Rechte von Ehepartnern 

Eigentlich gelingt es beiden Ehepartnern im allgemeinen nicht, ihre gegenseitigen Pflichten vollständig zu erfüllen.  Aus diesem Grunde sollte man, bevor man den anderen wegen irgendwelcher Fehler kritisiert oder sauer wird, zuerst einmal sich selbst betrachten und darüber klar werden, was man selber falsch macht.  

Zur gleichen Zeit hat das islamische Gesetz einige Rechte und Verantwortungen festgelegt, so dass beide Seiten genau wissen, was von ihnen erwartet wird und was sie erfüllen müssen, um ein richtiger Ehepartner zu sein.  Gott sagt zum Beispiel: 

“…Und den [Frauen] stehen die gleichen Rechte zu wie sie [ihre Ehemänner] zur gütigen Ausübung über sie haben…” (Qur´an 2:228)

Zusammengefasst beinhalten die Rechte der Ehefrau oder die Verpflichtungen des Ehemannes unter anderem folgendes:  

(1)  Eine angemessene Brautgabe zu erhalten.  Gott sagt:  

“Und gebt den Frauen ihre Brautgabe als Schenkung.  Und wenn sie euch gern etwas davon erlassen, so könnt ihr dies unbedenklich zum Wohlsein verbrauchen.” (Qur´an 4:4)

(2)  Von ihrem Ehemann völlig und vollständig finanziell unterhalten zu werden.  Gott sagt: 

“Die Männer stehen den Frauen in Verantwortung vor, weil Gott die einen vor den anderen ausgezeichnet hat und weil sie von ihrem Vermögen hingeben...” (Qur´an 4:34)

Außerdem erfahren wir aus einem Hadith, den al-Bukhary und Muslim berichteten, dass der Prophet, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, zu Hind bint Utbah sagte, als sie sich über ihren sehr geizigen Ehemann (Abu Sufyan) bei ihm beklagte, der ihr keinen Unterhalt gab, und sie fragte, ob sie ohne sein Wissen von seinem Geld nehmen dürfe:  

“Nimm´, was für dich und dein Kind ausreicht, gemäß dem, was üblich ist.”

(3)  Anständig und freundlich behandelt zu werden.  Gott sagt:

“…Verkehrt in Billigkeit mit ihnen; und wenn ihr Abscheu gegen sie empfindet, empfindet ihr vielleicht Abscheu gegen etwas, in das Gott reiches Gut gelegt hat.” (Qur´an 4:19)

(4)  Das Recht auf Geschlechtsverkehr: im Sahih von Ibn Hibban finden wir folgende Überlieferung:  

Die Ehefrau von Uthman ibn Madh’uun beschwerte sich beim Gesandten Gottes darüber, dass ihr Ehemann keinen Bedarf an Frauen habe.  Während des Tages fastete er und in der Nacht betete er.  Der Prophet fragte ihn: „Bin ich nicht euer bestes Vorbild, dem ihr folgen könnt?“  Er antwortete: “Doch, sicherlich, mögen mein Vater und meine Mutter für dich geopfert sein.“  Der Gesandte Gottes sagte darauf zu ihm: „Was dich betrifft, du betest während der Nacht und fastest  den Tag über.  Mit Sicherheit hat deine Fraue ein Anrecht auf dich.  Und dein Körper hat ein Anrecht auf dich.  Also bete und schlafe, faste und brich dein Fasten.“

(5)  Das Recht auf “Privatsphäre”.  Dazu folgender Hadith des Propheten: 

“Gibt es irgendeinen Mann unter euch, der zu seiner Ehefrau geht, die Tür hinter sich schließt, sich zudeckt und mit der Verhüllung Gottes verhüllt.”  Sie sagten: „Ja.“  Dann sagte er: „Dann sitzt er danach [mit anderen] und er sagt: ´Ich tat dieses-und-jenes.´”  Sie waren still.  Dann wandte er sich zu den Frauen und sagte: „Sprechen manche von euch über solche Dinge?“  Auch sie blieben still.  Da kam ein junges Mädchen bis zu seinen Zehen, so dass der Prophet sie sehen konnte, und sie sagte: “O Gesandter Gottes, sie [die Männer] sprechen sicherlich darüber und sie [die Frauen] sprechen auch darüber.” Er sagte: „Wisst ihr, wem sie ähneln?  Sie sind wie ein weiblicher Teufel, der einen Teufel auf der Straße traf, und sie befriedigten ihr Verlangen, während die Leute zusahen.”[1]

(6)  Das Recht über die Religion unterrichtet zu werden oder sie zu lernen.  

Andererseits beinhalten die Rechte des Ehemannes oder die Verantwortlichkeit der Ehefrau folgendes:  

(1)  Der Haushaltsvorstand zu sein.  Gott sagt: 

“Die Männer stehen den Frauen in Verantwortung vor, weil Gott die einen vor den anderen ausgezeichnet hat und weil sie von ihrem Vermögen hingeben...” (Qur´an 4:34)

Obwohl dies normalerweise als ein Recht des Ehemannes dargestellt wird, ist es tatsächlich eine schwere Verantwortung, die auf seinen Schultern lastet, denn es bedeutet, dass er die Verantwortung hat, seine Familie zu leiten und auf dem geraden Weg zu führen.  

(2)  Das Recht auf Gehorsam; dies geht aus dem ersten Recht hervor.  Eine Person kann nichts leiten, wenn sie keine Autorität besitzt. 

(3)  Dass seine Frau seine sexuellen Bedürfnisse befriedigt.  

(4)  Dass seine Frau keinen in sein Haus lässt, außer mit seiner Erlaubnis: in einem Hadith, der bei al-Bukhary und Muslim berichtet wird, sagte der Gesandte Gottes:

“Gestatte keinem, sein Haus zu betreten, außer mit seiner Erlaubnis.”

Wenn Ehemann und Ehefrau mit der richtigen Absicht heiraten, Gott zufrieden zu stellen und sich gegenseitig auch, wenn sie ihre Rollen und Verantwortungen in der Ehe anerkennen und sich gegenseitig mit angemessenem islamischen Verhalten behandeln, wird ihre Verbindung, so Gott will, eine gesegnete Verbindung sein, die sich von diesem Leben bis ins Jenseits erstreckt.

Das Gesagte bezog sich nur auf die Ehe, aber der Islam ist eine leicht anzuwendende Religion.  Er zieht alle möglichen Umstände in betracht.  Es ist möglich ist, dass ein Mann und eine Frau mit guten Absichten eine Beziehung eingehen, aber ihre Persönlichkeiten und Vorlieben harmonisieren einfach nicht.  Es gibt Zeiten, in denen eine gute Ehe einfach nicht erreicht werden kann, und die Ehegatten geraten in einen Zustand des Elends.  Unter derartigen Umständen gestattet das islamische Gesetz, der Ehe und ihrem Leiden ein Ende zu setzen.[2] Das Ziel ist, entweder auf friedliche Art zusammenzubleiben oder sich auf gute Art zu trennen.  Daher sagt Gott beispielsweise:  

“Und wenn ihr euch von den Frauen scheidet und sie sich der Erfüllung ihrer Wartezeit nähern, dann behaltet sie in gütiger Weise oder entlasst sie in gütiger Weise…” (Qur´an 2:231)

Gott sagt ebenfalls: 

“Wenn sie aber ihren Termin erreicht haben [der die Scheidung endgültig werden läßt], dann haltet sie in Güte zurück oder trennt euch in Güte von ihnen… ” (Qur´an 65:2)

Offensichtlich ist eine Scheidung kein anzustrebendes Ziel oder eine leichte Angelegenheit.  In einer vollkommenen Welt würden alle Paare in Frieden leben.  Allerdings gibt es Zeiten, in denen diese Option für alle Betroffenen die beste ist.  Daher besteht die Möglichkeit der Scheidung im Einklang mit dem übergeordneten Ziel, die Familie zu bewahren – denn es ist nicht nur Quantität, die zählt, so dass alle Ehen immer bestehen bleiben müssen, sondern was angestrebt wird, ist Qualität.  

 


Footnotes:

[1] Abu Dawud.

[2] Unglücklicherweise ist eine Scheidung in einigen muslimischen Kulturen zu einer “Schande” geworden, so dass sie diese wichtige Leitung des islamischen Gesetzes vernachlässigen und die betroffenen Eheleute im Stillen leiden.  Dies ist definitiv nicht das Ziel des islamischen Gesetzes, was solche Dinge betrifft.    

(teil 4 von 4): Kinder und Verwandte

Die Kinder

Aus vielen Versen des Qur´an geht deutlich hervor, dass Kinder zu haben, als ein Segen von Gott betrachtet wird.  Daher sagt Gott, als Er einige Seiner Segnungen für die Menschheit aufzählt:

“Und Gott gab euch Gattinnen aus euch selbst, und aus euren Gattinnen machte Er Söhne und Enkelkinder, und Er hat euch mit Gutem versorgt.  Wollen sie da an Nichtiges glauben und Gottes Huld verleugnen (indem sie Ihn nicht anbeten)?” (Quran 16:72)

Und wir werden über den Propheten Zacharias belehrt, der zu Gott betete, ihm Kinder zu gewähren (Quran 3:38).  Außerdem ist bekannt, dass Kinder zu haben, bei den Eltern beliebt ist.  Daher sagt Gott: 

“Besitztum und Kinder sind Schmuck des irdischen Lebens…” (Quran 18:46)

Zur gleichen Zeit muss sich jedes Elternteil darüber bewusst sein, dass Kinder zu haben, auch eine grosse Verantwortung und Prüfung von Gott beinhaltet.  Gott sagt:

“Eure Reichtümer und eure Kinder sind wahrlich eine Versuchung; doch bei Gott ist großer Lohn.” (Quran 64:15)

Gott sagt auch:  

“O ihr, die ihr glaubt, rettet euch und die Euren vor einem Feuer, dessen Brennstoff Menschen und Steine sind...” (Quran 66:6)

Die Bedeutung dieses Verses wurde vom Propheten Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, wiederholt, als er sagte:  

“Jeder von euch ist ein Hirte und jeder von euch wird über seine Schützlinge befragt werden...  Der Mann ist verantwortlich für seinen Haushalt und wird über seine Verantwortlichkeit befragt werden.  Die Frau wird über das Haus ihres Ehegatten und ihre Verantwortlichkeit befragt.”[1]

Also erfreut der Islam den Menschen mit der Anerkennung, mit einem Kind gesegnet zu sein, während er zur selben Zeit darauf aufmerksam macht, dass dieses Kind eine große Verantwortung darstellt.  Die Eltern müssen für das Kind sorgen und es auf die bestmögliche Weise aufziehen, indem sie versuchen, es vor dem Höllenfeuer zu schützen.  

Muslimische Gelehrte denken, dass die Rechte der Kinder bereits lange bevor sie empfangen werden, beginnen, nämlich mit der Auswahl eines frommen und rechtschaffenen Ehegatten.  Dies ist der erste Schritt, einen guten Haushalt und eine geeignete Umgebung für das Kind zu schaffen.  Wenn das Kind geboren wird, gibt es andere wichtige Verpflichtungen, wie dem Kind einen guten Namen zu geben und in seinem Namen ein Tier zu opfern.[2]  Abgesehen davon beinhalten die wichtigsten Rechte des Kindes:  

(1)  auf gesunde Art und Weise versorgt und erhalten zu werden;

(2)  die Grundlagen der Religion zu lernen;

(3)  mit Mitgefühl und Gnade behandelt zu werden;

(4)  bei mehreren Geschwistern gerecht behandelt zu werden; und

(5)  ein gutes Vorbild an ihren Eltern zu haben. 

Andere Verwandte

Eine Familie besteht aus Geschwistern und anderen Verwandten.  Der Islam hat sicherlich keinen einzigen Verandten eines Individuums ausgelassen.  An zahlreichen Stellen des Qur´an betont Gott die Wichtigkeit, seine Verwandten gut und freundlich zu behandeln.  Gott sagt beispielsweise:

“Dient Gott und setzt Ihm nichts zur Seite; und seid gut zu den Eltern und zu den Verwandten...” (Quran 4:36)

Gott spricht ebenfalls über das Spenden für seine Angehörigen:  

“Sie befragen dich (Muhammad), was sie spenden sollen.  Sprich: ´Was immer ihr spendet an Gutem, das sei für die Eltern und Verwandten...” (Quran 2:215)

Gott sagt auch:

“Es ist keine Frömmigkeit, wenn ihr eure Angesichter in Richtung Osten oder Westen wendet; Frömmigkeit ist vielmehr, dass man an Gott glaubt, den Jüngsten Tag, die Engel, das Buch und die Propheten und vom Besitz – obwohl man ihn liebt – den Verwandten gibt...” (Quran 2:177)

Der Prophet Muhammad wurde gefragt:

“Sag´ mir eine Tat, die mich dem Paradies näher bringt und mich vom Höllenfeuer entfernt.”  Er antwortete: “Diene Gott und stell´ Ihm keine Partner zur Seite, verrichte das Gebet, entrichte die Zakat und pflege die Verwandtschaftsbande.”[3]

Die Familienbande zu bewahren, bedeutet, ihnen Gutes zu tun mit seinen Gesprächen, seinen Taten und seinem Vermögen.  Es beinhaltet freundliche Worte, Besuche, Spenden und Großzügigkeit.  Es beinhaltet ebenfalls, jeglichen Schaden von ihnen abzuwenden und sein Bestes zu tun, um ihnen Freude zu bereiten. 

Der Muslim muss verstehen, dass die Familienbande zu wahren, eine Verpflichtung ist und nicht nur eine lobenswerte Tat.  Im Qur´an lobt Gott diejenigen, die… 

“…verbinden, was Gott zu verbinden geboten hat (d.h. die gut zu ihren Angehörigen sind und die Verwandtschaftsbande nicht durchtrennen) und die ihren Herrn fürchten und sich auf einen schlechten Ausgang der Abrechnung gefasst machen. ” (Quran 13:21)

Der Prophet sagte:

“Derjenige, der die Verwandtschaftsbande zerreisst, wird das Paradies nicht betreten.”[4]

Der Islam hat alle möglichen Familienbande betont.  Er hat eine Rechtleitung gebracht, welche die Wichtigkeit der Bindungen zu Eltern, Kindern, Ehegatten und anderen Angehörigen zeigt.  Er ermahnt jeden Muslim, diese Bindungen zu pflegen  um im Gegenzug die Zufriedenheit Gottes zu erreichen.  Außerdem (obwohl wir in diesem kurzen Artikel darauf nicht eingegangen sind) liefert er Gesetze und strenge Regeln, welche dem Einzelnen erlauben, sich darüber klar zu werden, auf welche Art und Weise er am besten die Verbindungen mit allen seinen Familienangehörigen aufrecht erhält.  

 


Footnotes:

[1] Sahieh Al-Bukhari, Sahieh Muslim.

[2] Bei diesem Opfer, Aqieqah genannt, wird Fleisch an Arme, seine Familie, Freunde und Nachbarn verteilt. (IslamReligion).

[3] Sahieh Al-Bukhari, Sahieh Muslim.

[4] Sahieh Muslim.