Die Barmherzigkeit Muhammads gegenüber Nicht-Muslimen

Die Barmherzigkeit Muhammads gegenüber Nicht-Muslimen

 (teil 1 von 2)

 

 

Der Prophet Muhammad - Gottes Lob und Friede seien auf ihm - wurde als “Gnade für alle Welten” angekündigt, wie Gott im Quran sagte:

“Wir sandten dich als Gnade für alle Welten.”

Die Empfänger dieser Gnade waren nicht nur auf die muslimische Gemeinschaft beschränkt, sondern auch Nicht-Muslime, von denen manche alle ihre Anstrengungen darauf konzentrierten, dem Propheten und seiner Botschaft zu schaden.  Diese Gnade und Barmherzigkeit zeigt ganz deutlich die Tatsache, dass der Prophet, möge Gott ihn loben, niemals aus persölichen Gründen Rache an jemandem übte und sogar seinen erbittertesten Feinden ihre Angriffe auf seine eigene Person verzieh.  A´ischa sagte, dass der Prophet nie aus eigenem Antrieb Rache an irgendjemandem übte.  Sie betonte auch, dass er niemals Schlechtes mit Schlechtem vergolt, aber er pflegte, zu vergeben und zu verzeihen.  Dies wird – wenn Gott will – nach einer eingehenden Analyse der folgenden Stationen seines Lebens verdeutlicht werden.

Zu einem früheren Zeitpunkt seiner Mission reiste der Prophet in die Stadt Taif, die sich in den Bergen in der Nähe von Mekka befindet, um die Bewohner zum Islam einzuladen.  Die Führer Taifs behandelten den Propheten allerdings unzivilisiert und grob.  Sie begnügten sich aber nicht nur mit ihrem unverschämten Verhalten ihm gegenüber, sondern wiegelten obendrein auch mehrere Banden in der Stadt gegen ihn auf, die ihn belästigten.  Der Pöbel verfolgte den Propheten schreiend, beschimpfend und mit Steinen nach ihm werfend, bis er gezwungen war, Zuflucht in einem Obstgarten zu suchen.  Offensichtlich hatte der Prophet in Taif sogar noch mehr Hindernisse zu ertragen als in Mekka.  Diese Rohlinge stellten sich auf beiden Straßenseiten auf, bewarfen ihn mit Steinen, bis seine Füße verletzt waren und blutverschmiert waren.  Diese Niedergeschlagenheit bedrückte den Propheten so tief und stieß ihn in einen Zustand von Traurigkeit, so dass er spontan ein Gebet sprach, in dem er seine Hilfslosigkeit und Verzweiflung zum Ausdruck brachte und Gott um Hilfe anflehte:

“O Gott, bei Dir beklage ich meine Schwäche, meinen Mangel an Zuflucht und die Demütigung vor diesen Menschen.  Du bist der Gnädigste, der Herr der Schwachen und mein Meister.  Wem willst Du mich überlassen?  Jemandem fremden, mit einem bösen Willen oder einem Feind, der Macht über mich hat?  Wenn Du mir keinen Wert beimisst, stört mich das nicht, denn Deine überreiche Gunst ist mit mir.  Ich suche Zuflucht im Licht Deiner Zufriedenheit, durch das alles Dunkel sich verstreut und jede Angelegenheit dieser Welt und der Nächsten richtiggestellt wird, damit nicht Dein Ärger oder das Licht Deines Missfallens auf mich herabkommt.  Ich benötige nur Deine Zufriedenheit und Deine Genugtuung, denn nur Du befähigst mich, Gutes zu tun und das Böse zu vermeiden.  Es gibt keine Kraft und keine Macht außer Dir.”

Da sandte der Herr den Engel der Berge, der den Propheten um Erlaubnis bat, die beiden Berge zusammenzuschieben und die Stadt Taif zu zermalmen, die zwischen ihnen liegt.  Aus seiner großartigen Duldsamkeit und Gnade heraus antwortete der Gesandte Gottes:

“Nein!  Denn ich hoffe, dass Gott aus ihren Lenden Menschen hervorbringt, die Gott Allein anbeten werden und Ihm nichts zur Seite stellen.” (Sahih Muslim)

Seine Gnade und sein Mitgefühl waren so großartig, dass ihn Gott Selbst bei mehr als einer Gelegenheit dafür zurechtwies.  Einer des größten Gegner des Islam und ein persönlicher Feind war Abdullah ibn Ubayy, der Führer der Heuchler von Medina.  Nach außen hin behauptete er, Muslim zu sein, und heimlich fügte er den Muslimen und der Mission des Propheten sehr großen Schaden zu.  Obwohl er über diese Dinge Bescheid wusste, betete der Prophet das Totengebet für ihn und bat Gott um Vergebung für ihn.  Der Quran erwähnt diesen Vorfall mit den Worten:

“(O Muhammad,) Und bete nie für einen von ihnen, der stirbt, noch stehe an seinem Grabe; (denn) sie glaubten nicht an Gott und an Seinen Gesandten, und sie starben als Frevler.”

Abdullah bin Ubayy arbeitete sein ganzes Leben lang gegen Muhammad und den Islam und er ließ keine Möglichkeit unversucht, um seine Mission in Verruf zu bringen und zu bekämpfen.  Er zog seine dreihundert Helfer bei der Schlacht von Uhud zurück und brach damit den Muslimen fast auf einen Streich das Rückgrat.  Er engagierte sich bei Intriegen und feindlichen Machenschaften gegen den Propheten des Islam und die Muslime.  Er war es auch, der versuchte, Schande über den Propheten zu bringen, indem er seine Verbündeten anstiftete, fälschlicherweise A´ischa, die Frau des Propheten, des Ehebruchs zu beschuldigen, um ihn und seine Botschaft in Verruf zu bringen.

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      Die Gnade des Propheten erstreckte sich sogar auf jene, die seinen geliebten Onkel Hamzah getötet und dann dessen Körper geschändet hatten.  Hamzah war einer der ersten, die den Islam angenommen hatten und dank seiner Stärke und seiner Stellung in der Hirarchie der Quraisch wendete er viel Schaden von den Muslimen ab.  Ein abessinischer Sklave von Abu Sufyans Frau suchte in der Schlacht von Uhud gezielt nach Hamzah und tötete ihn.  In der Nacht vor dem Sieg von Mekka akzeptierte Abu Sufyan den Islam aus Furcht vor der Rache des Propheten, möge Gott ihn loben.  Der aber vergab ihm und übte für die Jahre der Feindschaft keine Vergeltung.

Nachdem der Sklave Hamzah getötet hatte, schändete Hind, Abu Sufyans Frau, seinen Körper, indem sie seine Brust aufschnitt und dessen Leber und Herz in Stücke riss.  Als sie schliesslich demütig zum Propheten kam und den Islam annahm, erkannte er sie, sagte aber nichts.  Sie war so beeindruckt von seinem Großmut und seinem Format, dass sie sagte: “O Gesandter Gottes, kein Zelt war in meinen Augen verlassener als deines; aber heute ist in meinen Augen kein Zelt liebenswerter als deines.”

Ikrama, der Sohn von Abu Ğahl, war ein erbitterter Feind des Propheten und des Islam.  Nach dem Sieg von Mekka flüchtete er nach Jemen.  Nachdem seine Frau den Islam angenommen hatte, brachte sie ihn unter ihrem Schutz zum Propheten Muhammad.  Er war so erfreut, ihn zu sehen, dass er ihn mit folgenden Worten begrüßte:

“O ausgewanderter Reiter, sei willkommen.”

Safwan bin Umaya, einer der Stammesführer in Mekka, war ebenfalls ein erbitterter Feind Muhammads und des Islam.  Er versprach Umair ibn Wahab eine Belohnung, wenn es ihm gelingen sollte, Muhammad zu töten.  Als Mekka erobert wurde, flüchtete Safwan nach Jeddah in der Hoffnung, einen Ankerplatz zu finden, von dem aus er per Boot nach Jemen gelangen könnte.  Umair ibn Wahab kam zu Muhammad und sagte: “O Gesandter Gottes!  Safwan ibn Umayya, der Führer seines Stammes, ist aus Angst vor dem, was du ihm antun könntest, geflohen und droht, sich ins Meer zu stürzen.”  Der Prophet schickte ihm eine Garantie für seine Sicherheit und als er zurückkehrte, bat er Muhammad um zwei Monate Bedenkzeit, um eine Entscheidung zu fällen.  Ihm wurden vier Monate gewährt, nach denen er aus freiem Willen Muslim wurde.

Habir ibn al-Aswad war ein anderer gefährlicher Feind Muhammads und des Islam.  Er fügte Zainab, der Tochter des Edlen Propheten, als sie nach Medina auswandern wollte, eine ernsthafte Verletzung zu.  Sie war schwanger, als sie ihre Auswanderung begann und die Götzendiener von Mekka versuchten, sie davon abzuhalten.  Jener Mann, Habbar bin al-Aswad, griff sie körperlich an, so dass sie vom Kamel fiel.  Durch ihren Sturz verlor sie ihr Baby und sie selbst verletzte sich schwer.  Er hat auch noch zahlreiche andere Verbrechen an Muslimen verübt.  Er wollte nach Persien fliehen, entschied sich aber doch, statt dessen zu Muhammad zu kommen und der Prophet vergab ihm großmütig.

Die Erzfeinde des Islam waren vom Stamm der Quraisch, und in den dreizehn Jahren, als er noch in Mekka verweilte, tadelten sie den Propheten, verspotteten und verhöhnten ihn, schlugen und misshandelten ihn sowohl psychisch als auch körperlich.  Sie legten ihm die Nachgeburt eines Kamels auf seinen Rücken, als er betete, und sie boykottierten ihn und seinen Stamm, bis die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Einschränkungen unerträglich wurden.  Sie planten und versuchten bei mehr als einer Gelegenheit, den Propheten zu töten und als dieser  nach Medina flüchtete, sammelten sie die Mehrheit der arabischen Stämme und führten viele Kriege gegen ihn.  Als er schließlich mit einer Armee von 10.000 Kämpfern siegreich in Mekka einzog, übte er an keinem Rache.  Der Prophet sagte zu den Quraisch:

“O Stamm der Quraisch!  Was denkt ihr, was ich mit euch machen werde?

In der Hoffnung auf eine positive Antwort sagten sie: “Du wirst Gutes tun.  Du bist ein edler Bruder, der Sohn eines edlen Bruders.”

Der Prophet sagte darauf:

“Dann sage ich euch, was Josef zu seinen Brüdern gesagt hatte: ‘Es gibt keine Schande für euch.’  Geht!  Denn ihr seid alle frei!”[1]

In den Geschichtsbüchern finden wir höchst selten derartige Augenblicke der Vergebung.  Sogar seinem Todfeind Abu Sufyan, der viele Schlachten gegen den Islam führte, hat er vergeben, wie jedem anderen, der in seinem Haus geblieben war und ihn nicht bekämpft hatte.

Der Propheten, möge Gott ihn loben, verzieh alles; und kein Verbrechen oder kein Überfall an ihm war zu groß, um nicht von ihm vergeben zu werden.  Er war das vollkommene Beispiel für Vergebung und Großmütigkeit, wie in den folgenden Versen des Quran erwähnt wird:

“Übe Nachsicht (, o Muhammad), gebiete das Rechte und wende dich von den Unwissenden ab.” (Quran 7:199)

Immer vergolt er Böses mit dem Guten der Vergebung und mit nachsichtigem Verhalten, denn es war seine Ansicht, daß das Antidot besser ist als das Gift.  Er glaubte und handelte nach der Regel, dass Liebe den Hass vereitelt und Aggression durch Vergebung überwunden werden kann.  Er überwältigte die Unwissenheit der Menschen mit dem Wissen des Islam, und die Torheit und das Schlechte der Menschen mit seinem großzügigen und verzeihenden Umgang mit ihnen.  Mit seiner Barmherzigkeit befreite er die Menschen von Knechtschaft, von Sünde und Verbrechen und er machte sie zu Anhängern des Islam.  Er war ein Abbild des Quranverses;.

“Und nimmer sind das Gute und das Böse gleich.  Wehre (das Böse) in bester Art ab, und siehe da, der, zwischen dem und dir Feindschaft herrschte, wird wie ein treuer Freund sein.” (Quran 41:34)

 


Footnotes:

[1] “Mukhtasar Sieratur Rasuul”, Muhammad ibn Sulayman at-Tamiemi.