Über den Artikel

Autor :

عائشة ستاسي

Datum :

Tue, Dec 16 2014

Kategorie :

Biographies & Scholars

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Umar, das Differenzierer

Umar, das Differenzierer


 

(teil 1 von 3): “Stärke den Islam mit Umar”

 

Als die Feinde des Islam den Namen Umar hörten, erbebten ihre Knie.  Wenn sie Sultan Umar auf der Straße gehen sahen, nahmen sie einen anderen Weg.  Sogar Umars Freunde fanden seine Anwesenheit manchmal einschüchternd, und auch sie fürchteten seine Wut.  Allerdings weinte dieser Mann der Stärke und Macht leicht, und er besaß ein weiches und mitfühlendes Herz.  Umar war demütig ohne schwach zu sein.  Umar vereinte zwei unterschiedliche Charakterzüge, und das machte ihn unter den Männern um den Propheten Muhammad herum einzigartig.  Umars Weg zur Wahrheit begann mit einem heftigen Hass gegen Muhammad und die Religion des Islam, der sich in heftige Liebe verwandelte.  Umar ibn Al Khattab stärkte den Islam. 

Umar gehörte zu einer Familie der Mittelschicht, weder reich noch arm, vom Adi-Klan, einem Zweig der Quraisch.  Er hatte eine harte Erziehung genossen, sein Vater war dafür bekannt gewesen, dass er seinen Sohn bis zur Erschöpfung arbeiten ließ und ihn schlug, wenn er es für nötig hielt.  Dennoch wird von Umar angenommen, dass er lesen und schreiben konnte, eine ungewöhnliche Fähigkeit im vor-islamischen Arabien.  Er wurde etwa elf Jahre nach dem Propheten Muhammad geboren, war ein relativ hellhäutiger Junge, der zu einem großen, gutgebauten, muskulösen Mann heranwuchs, der für sein heftiges Wesen und seine kämpferischen Fähigkeiten bekannt war.

Umar begann sein Arbeitsleben als Schafhirte für seinen Vater und seine Tanten, und er bekam einen kleinen Lohn, oft nur eine Handvoll Datteln für einen vollen Arbeitstag.  Er ergänzte sein Einkommen durch die Beteiligung an Wettbewerben im Ringkampf, aber als er ins Mannesalter kam, wurde er ein erfolgreicher Händler und angesehener Geschäftsmann.  Umar war als Mann der Stärke bekannt.  Seine Haltung und sein Verhalten drückten Strenge aus und seine Stimme war laut und befehlend.  Als Muhammads Lehren zu einem Problem für die Männer in Mekka wurden, zeigte Umar seinen Hass gegen den Islam offen und nahm am Missbrauch und der Peinigung vieler der schwächeren Konvertierten teil. 

Die beiden Umars

Obwohl er nicht unter seinem Namen Umar bekannt war, gab es noch einen anderen starken Mann, der fest entschlossen den Islam bekämpfte.  Dies war der Mann, der ursprünglich als Abu Hakim (Vater der Weisheit) bekannt war, aber in die Geschichte ist er als Abu Jahl (Vater der Unwissenheit) eingegangen, ein eingefleischter Feind des Islam.  Der Prophet Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien mit ihm, gab ihm den Namen Abu Jahl, um seine absolute Unwissenheit, die Wahrheit des Islam zu erkennen, zu kennzeichnen.  Überlieferungen zeigen, dass der Prophet Muhammad einmal seine Hände zum Bittgebet erhob und Gott anflehte, den Islam mit demjenigen der beiden Umars zu stärken, den er am meisten liebte.  Für die Feinde des Islam und die Gefährten des Propheten Muhammad wäre es undenkbar gewesen, dass Umar ibn al Khattab den Islam annähme. 

Umars Hass auf den Islam war so stark, dass er vorhatte, den Propheten Muhammad zu töten.  Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, schritt er durch die Straßen Mekkas mit der festen Absicht, sein Schwert zu ziehen und das Leben des Propheten Gottes zu beenden.  Einer der mekkanischen Männer, der heimlich Muslim geworden war, sah den Ausdruck in Umars Gesicht, und sofort erkannte er, dass sein geliebter Prophet in Gefahr war.  Ohne Furcht um sich selbst näherte er sich Umar und fragte ihn, wohin er so rasch gehe.  Umar antwortete, dass er "zu dem Mann gehe, der unser Volk entzweite, unsere Götter verfluchte und uns zum Narren hält" und er sagte: "Ich werde ihn töten".

Der junge Muslim mit dem Namen Nu'aim fühlte Schrecken in sein Herz einziehen, und er versuchte, Umar mit einem Gespräch abzulenken, aber Umar war auf seine Mission bedacht und schritt weiter die Straße entlang.  Widerstrebend sprach Nu´man die Worte, die Umar schließlich zum Islam brachten.  Er sagte: "Warum achtest du nicht erstmal auf dein eigenes Haus?"  Umar hielt kurz inne und fragte ihn, was er mit diesen Worten meine.  Umars geliebte Schwester und ihr Ehemann hatten heimlich den Islam angenommen und Nu´aim verriet ihr Geheimnis, um das Leben des Propheten Muhammad zu schützen. 

Umar drehte sich unvermittelt um und ging fest entschlossen auf das Haus seiner Schwester zu.  Als er näher kam, konnte er die Rezitation des Quran hören.  Umar klopfte an die Tür.  Die Bewohner drinnen versuchten, ihre Abschriften des Quran zu verbergen, aber Umar trat ein und wollte erfahren, was für ein "brummendes" Geräusch er gehört habe.  Umars Schwester antwortete, dass es nichts sei, sie haben nur geredet, aber Umar kannte den Klang des Qurans und fragte bedrohlich: "Bist du Muslim geworden?"  Umars Schwager antwortete bestätigend, woraufhin Umar über ihn herfiel und ihn zu Boden schlug.  Umars Schwester versuchte, ihren Ehemann zu verteidigen und in dem Handgemenge traf Umar ihr Gesicht, das blutete. 

Der Quran erhält Einzug in sein Herz

Umars Schwester schien die Stärke zu haben, für die ihr Bruder berühmt war.  Sie stand auf, blickte ihren Bruder ärgerlich an und sagte: "Du Feind Gottes!  Du schlägst mich nur weil ich an Gott glaube.  Ob es dir gefällt oder nicht; ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah und dass Muhammad Sein Diener und Gesandter ist.  Tu, was du willst!"  Umar sah, wie das Blut über das Gesicht seiner Schwester rann, ihre Worte hallten in seinen Ohren wieder, und er erhob sich.  Umar verlangte, dass die Worte des Quran für ihn rezitiert würden, die er vernommen hatte, als er sich dem Haus näherte. 

“Wir haben den Quran nicht auf dich (Muhammad) herabgesandt, um dich unglücklich zu machen, sondern als eine Ermahnung für den, der (Gott) fürchtet.  (Dies ist) eine Offenbarung von Ihm, Der die Erde und die hohen Himmel erschuf.  (Er ist) der Allerbarmer, Der über Sein Reich majestätisch herrscht.  Sein ist, was in den Himmeln und was auf Erden ist und was zwischen beiden und was unter dem Erdreich liegt.  Und wenn du (Muhammad) das Wort laut aussprichst, dann wahrlich, kennt Er das Geheime und das, was noch verborgener ist.  Allah - es ist kein Gott außer Ihm. Ihm kommen die Schönsten Namen zu.” (Quran 20:2-8)

Umars Augen füllten sich mit Tränen.  "Ist es dies, wogegen wir gewesen sind?" fragte er.  "Der Eine, Der diese Worte gesprochen hat, muss angebetet werden."  Umar verließ das Haus seiner Schwester und eilte zu Muhammad.  Diejenigen, bei dem Propheten Muhammad waren, bekamen Angst, aber sie ließen Umar hinein und hielten ihn, bis er sich in der Gegenwart Muhammads befand.  Der Prophet Muhammad packte ihn und sagte: "Warum bist du hierher gekommen, Sohn von Khattab?" 

Umar blickte den Propheten Muhammad mit Demut und Freude an und sagte: "O Gesandter Gottes, ich bin aus keinem anderen Grund gekommen, als zu sagen, ich glaube an Gott und an seinen Gesandten."  Der Prophet Muhammad war außer sich vor Freude und rief aus, dass Gott Groß ist!  Wenige Tage später führte Umar einen Zug von Muslimen zum Hause Gottes an, wo sie in aller Öffentlichkeit beteten.  Bei dieser Gelegenheit war es, da der Prophet Muhammad ihm den Spitznamen Al-Faruq gab – den Differenzierer[1].  Es bezeichnet einen, der in der Lage ist, die Wahrheit vom Falschen zu unterscheiden.  Der Islam wurde mit Umar gestärkt, sein schlimmer Hass schmolz zu einer Liebe, die keine Grenzen kannte.  Sein Leben und sein Tod waren nun Gott und Seinem Gesandten gewidmet. 

 


Footnotes:

[1] Entnommen aus dem historischen Werk von At Tabari, & The Life and times of Omar Ibn Al Khattab von Schaikh Ali Muhammad Salladi.

(teil 2 von 3): Ein Mann wie ein Volk

Umar ibn Al Khattab war ein starker und selbstbewusster Mann, dessen Herz von brennendem Hass für den Islam erfüllt war.  Die Gebete des Propheten Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien mit ihm, und die erhabene Schönheit des Qur´an änderten seine Meinung, sein Herz und sein Leben.  Als Umar den Islam annahm, wurde er zu einem Mann, der der Ummah Muhammads ergeben war; als Muslim war er zufrieden, wenn die Ummah zufrieden war und unzufrieden, wenn die Ummah unzufrieden war. 

Ummah ist ein arabisches Wort, das grob übersetzt, Nation bedeutet, aber wie es mit vielen arabischen Worten so ist, lässt es sich nicht gut übersetzen.  Die Wurzel von Ummah ist amma, was gehen oder gehen und sehen bedeutet.  Das Wort imama bedeutet, den Weg zeigen, beispielsweise ist derjenige, der das Gebet führt ein Imam.  Ebenfalls von dieser Wurzel abgeleitet ist das Wort Umm, das Mutter, Quelle oder Ursprung bedeutet.

In englisch sprechenden und westlichen Ländern, bezeichnet das Wort Nation normalerweise einen Staat, dessen Mitglieder zwischen bestimmten festgelegten Grenzen leben, die häufig durch Unterschiede in der Religion, der Rasse oder der Ethnik bestimmt wurden.  Dies ist nicht die Definition von Ummah.  Ummah bedeutet die Gemeinschaft der Gläubigen, die ein Zweck an einander bindet – Gott zu dienen.  Zusammen sind sie stark, einzeln sind sie schwach.  Jedes Mitglied ist mit allen anderen auf eine spirituelle Art verbunden, die auch physikalische Manifestationen haben kann.  Wenn ein Teil der Ummah unter Schmerzen leidet, leidet die ganze Ummah.[1]

“Und diese eure Gemeinschaft ist eine einheitliche Gemeinschaft, und Ich bin euer Herr. So fürchtet Mich (und keinen anderen).” (Quran 23:52)

Um dies zu illustrieren, können wir die Bilder betrachten, die du sicher schon im Fernsehen gesehen hast, wo Muslime den Missbrauch und die Misshandlungen ihrer Brüder in fernen Ländern beweinen.  Wenn in der Ummah von Muhammad ein Mitglied leidet, dann ist der Schmerz in den Herzen der anderen Mitglieder real.  Muslime stehen dafür ein, was moralisch korrekt ist, und Unmenschlichkeit hat keinen Platz in der islamischen Religion.  Umar ibn Al Khattab erkannte diese einzigartige Eigenschaft sofort und erklärte sich zu einem Mann der Ummah.  

Als Umar ibn al Khattab den Islam annahm, wollte er Teil seiner Gemeinschaft werden, und er wollte seine Mitgliedschaft in dieser einzigartigen Nation erklären.  Umar wollte zu dieser Ummah gehören, in ihrer Freude und in ihren Schmerzen.  Zur Zeit seiner Konversion litten die schwächeren Mitglieder der Ummah unter systematischem Missbrauch und Unterdrückung, oft durch Umar selbst, aber jetzt fühlte sein Herz ihre Schmerzen, und er wollte daran teilhaben.  Umar wollte nicht, dass sein Islam unbemerkt blieb; er unterrichtete die Feinde des Islam sogleich darüber, dass er Muslim war.    

Zuerst waren die mekkanischen Männer, die den Islam nicht angenommen hatten, schockiert und reagierten nicht auf Umars Konvertierung, aber als sich die Neuigkeit ausbreitete, versammelten sie sich am Hause Gottes und griffen Umar an.  Schließlich saß Umar, der starke, muskulöse Ringkämpfer inmitten seiner Angreifer und sie schlugen ihn.  Bald erholte sich Umar von seinen Prügeln und durch ihn wurde der Islam stark.  Umars Herz war voller Liebe für seine Brüder und Schwestern im Islam.  Der Prophet Muhammad sagte: "Wenn es nach mir einen Propheten gegeben hätte, wäre es Umar ibn al Khattab gewesen.”

Mehr als Stärke 

Abu Bakr As Siddiq und Umar waren die beiden Gefährten gewesen, die dem Propheten Muhammad an nahesten standen.  Von Ali Ibn Abu Talib wird berichtet, dass er gesagt habe, dass der Prophet Muhammad am Morgen mit Abu Bakr und Umar hinausgegangen ist und am Abend mit Abu Bakr und Umar zurückgekehrt ist.  Der Prophet selbst hat Abu Bakr und Umar als seine Augen und Ohren bezeichnet, und er hat gesagt, sie seien seine Ratgeber von den Erdenbewohnern.[2]  Umar stand dem Propheten in allen diesen Prüfungen und Versuchungen bei, die der muslimischen Ummah widerfuhren. 

Als die Muslime von Mekka in die Stadt Medina auswanderten, verließen sie alle die Stadt in einer gut geplanten, geheimen Auswanderung; aber Umar nicht.  Er war der einzige Muslim, der seine Auswanderung öffentlich bekannt gab, er erklärte, dass er auswandere und lud jeden ein, der sich für kräftig genug hielt, ihn herauszufordern.  Umar schwang sein Schwert über seinem Kopf und ging erhobenen Hauptes durch die Straßen von Mekka und sein Herz, das nun nicht mehr von Hass erfüllt war, brannte nun mit einer heißen Liebe für Gott, Seinen Propheten Muhammad und seine Mitgläubigen.  Als der Prophet Muhammad seine Ummah gegründet hat, stand ihm Umar zur Seite. 

Auch wenn man sich eher seiner Stärke wegen erinnert, war Umar aber auch dafür bekannt, dass er ein frommer und großzügiger Mann gewesen ist.  Er verbrachte die Nächte im Gebet, häufig weckte er auch seine Familie im letzten Drittel der Nacht, damit sie sich ihm bei seinen Andachten anschlossen.  Er war ein überzeugter Gläubiger, vertraute zuversichtlich auf das verheißene Paradies Gottes und spendete bereitwillig von seinem Reichtum für die Sache Gottes und zum Nutzen der Gläubigen.  Einer der Gefährten des Propheten Muhammads berichtete[3], dass Umar einmal 22 000 Dirhams an die Bedürftigen verteilt habe und dass er die Gewohnheit gehabt habe, Säcke mit Zucker zu verschenken.  Als Umar gefragt wurde, warum er Zucker verteile, antwortete er: "Weil ich ihn liebe und Gott sagt im Qur´an:

“Ihr werdet das Gütigsein nicht erlangen, ehe ihr nicht von dem spendet, was ihr liebt; und was immer ihr spendet, seht, Gott weiß es.” (Quran 3:92)

Umar war einer der zehn Männer, denen der Prophet Muhammad die frohe Botschaft gegeben hat, dass er in das Paradies kommen wird.[4]  Dies hat ihn aber nicht davon abgehalten, unermüdlich sein ganzes Leben lang daran zu arbeiten, Gott zufrieden zu stellen.  Er war ein Mann des Wissens, ein Mann, der für seine Großzügigkeit und für seine rastlose Hingabe bei der Anbetung Gottes bekannt war und vielleicht noch mehr als das war er der Ummah von Muhammad ergeben.  Der Prophet Muhammad riet uns allen, als er sagte: "Ein Mann ist kein wahrer Gläubiger, bevor er nicht für seinen Bruder liebt, was er für sich selber liebt."[5]  Umar wollte das Paradies, aber er wollte es für jeden Mann, jede Frau oder jedes Kind, das je geglaubt hat, dass es keinen Gott gibt außer Gott und dass Muhammad sein Gesandter ist.  So war Umar, der die Wahrheit vom Falschen differenzierte; er war ein Mann der Ummah.

 


Footnotes:

[1] Sahieh Al-Bukhari, Sahieh Muslim.

[2] Bei Tirmidhi.

[3] Von den 'Stories of the Rightly guided Caliphs' von Imam Ibn Kathir

[4] At Tirmidhi

[5] Sahieh Al-Bukhari, Sahieh Muslim, & andere.

(teil 3 von 3): Der Führer der Gläubigen

Umar Ibn Al Khattab war der zweite Khalif der muslimischen Ummah (Nation), und der erste muslimische Führer, der Führer der Gläubigen genannt worden war.  Nach dem Tod des Propheten Muhammad, wurde dessen engster Freund, Abu Bakr, zu seinem Nachfolger und führte die Muslime etwa zwei Jahre lang.  Als Abu Bakr seinen eigenen Tod nahe fühlte, versammelte er seine engsten Freunde und Berater um sich und kündigte ihnen an, dass ihre Treue ihm gegenüber beendet sei.  Abu Bakr hoffte, dass diese Männer seinen Nachfolger unter sich auswählen würden.  Nach vielen Diskussionen allerdings kamen seine Gefährten zu ihm zurück und baten ihn, zu wählen, denn sie vertrauten seiner Entscheidung ohne Zweifel.  Abu Bakr wählte Umar.

Einige der Männer um Abu Bakr herum zeigten sich besorgt, dass Umar, bekannt als ein sehr harter und rauher Mann, zu hart zu den Menschen sei.  Abu Bakr antwortete, indem er sagte, dass er Umar für den besten von ihnen hielte.  Trotz dieser anfänglichen Vorbehalte einiger Männer von Medina, wurde Umar zum zweiten Khalif der Muslime bestimmt.  Er begann seine Herrschaft, indem er sich an die Menschen wandte und sofort seine Erwartungen erklärte.  Umar wusste, dass die Menschen ihn wegen seinem harten Ruf fürchteten, und er ging auf dieses Thema ein.   

Er sagte: “O ihr Menschen, ihr wisst, dass ich ernannt worden bin, um eure Angelegenheiten zu regeln, erkennt, dass meine Rauhigkeit jetzt geschwächt ist, aber ich werde weiterhin rauh sein zu den Unterdrückern und Übertretern, und ich werde ihre Wangen in den Schmutz[1] werfen.  Ihr sollt wissen, dass ich auch meine eigene Wange in den Schmutz werfen werde, um die Menschen der Frömmigkeit zu verteidigen.”

Umar fuhr damit fort, den Menschen zu erklären, dass er nichts von dem nehmen werde, was ihre Länder produzierten und nichts von der Kriegsbeute, außer dem, was Gott vorgeschrieben hat, und dass er das Geld nur auf eine Weise verwenden werde, die Gott zufrieden stelle.  Umar war sich der Wichtigkeit von finanzieller Gerechtigkeit völlig bewusst, und dass er für jeden Penny oder Dirham, der der muslimischen Ummah gehörte, zur Verantwortung gezogen werden würde.  Umar teilte den Menschen auch mit, dass er ihre Gehälter und Provisionen erhöhen und die Grenzen beschützen würde.   

Die junge muslimische Nation, für deren Entstehung der Prophet Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien mit ihm, und seine Gefährten so hart gearbeitet hatten, war eine Ummah, die keines gleichen kannte.  Jedem Mitglied der Ummah wurden Vergütungen aus der muslimischen Schatzkammer gezahlt; es war nicht nötig, ein Beamter zu sein, der Reichtum der ständig wachsenden Nation wurde gerecht geteilt.  Umar hat dies nicht eingeführt, er hat lediglich den Weg seiner Vorgänger weiter verfolgt, aber er hat versprochen, die Zahlungen zu erhöhen.

Umar versprach ebenfalls, keine muslimischen Armeen in die "Vernichtung" zu schicken, solange die entsprechenden Risiken nicht abgewogen und als annehmbar erachtet wurden.  Er versprach, die Soldaten nicht für längere Zeit von ihren Familien fernzuhalten, und er sicherte den Männern zu, dass während sie für die muslimische Ummah kämpften, und falls sie nicht zurückkehrten, er, der Khalif, der Vater ihrer Kinder und Versorger ihrer Frauen sein werde.  Umar war der Meinung, die Rolle des Führers bestehe darin, das Volk zu schützen.

Dieses Konzept scheint uns heutzutage ziemlich ungewöhnlich, wenn wir Präsidenten und Premierminister sehen, die von Bodyguards umgeben und bereit sind, jeden überzutrampeln, um sich selbst und ihre Macht zu schützen.  Umar Ibn al Khattab hatte, obgleich er der Führer eines Reiches gewesen ist, hatte er nie das Gefühl gehabt, einen Leibwächter zu benötigen.  Er ging wie ein normaler Bürger durch Medinas Straßen, sogar in der Nacht.  Tatsächlich ging er gerade nachts durch die Straßen, um nach denen zu sehen, die unter seinem Schutz standen und um unerkannt Almosen zu verteilen.

Eines der Jahre von Umars Regierung wurde als Jahr der Asche bekannt.  Dieses Jahr war eine große Prüfung für die muslimische Ummah.  Es war eine Zeit der Dürre und der Hungersnot, als der Wind so heiß war, dass er die Haut verbrannte, als enthielte er heiße Asche.  Fleisch, Butter und Milch waren nicht erhältlich und die Menschen existierten von wenig mehr als trockenem Brot, das manchmal in Öl getaucht wurde.  Umar schwor einen Eid, dass er nichts essen oder trinken werde, was seinem Volk nicht zugänglich war.  Selbst als Lebensmittel auf den Märkten wieder zu haben waren, lehnte Umar es ab, sie zu überhöhten Preisen zu kaufen.  Es wurde gehört, dass er sagte: “Wie kann ich um meine Untertanen besorgt sein und sie verstehen, wenn ich nicht die gleichen Leiden durchlebe, die sie durchmachen?”

Mehr als vierzehn Jahrhunderte nach seiner Regierung erinnert man sich an Umar noch immer als Mann der Gerechtigkeit.  Auf den Grundprinzipien der Gerechtigkeit, Gnade und Mitgefühl des Islam aufbauend, behandelte Umar alle unter seiner Sorge stehenden gleich, egal ob Reiche oder Arme, Schwarze oder Weiße, Mächtige oder Schwache.  Er fürchtete immer, dass Gott ihn über seine Taten befragen würde.  Er machte sich Sorgen, dass es unter den Gläubigen Kranke oder Arme geben könnte, für die er nicht ausreichend gesorgt hatte.  Umar ibn Al Khattab hat nie Richter oder Statthalter eingesetzt, die ein Verlangen nach so einer Stellung ausgesprochen haben, sondern er wählte bedacht die frommsten Mitglieder der Ummah aus.   

Umar betrachtete sich selbst als einen einfachen Muslim, aber die Geschichte verrät, dass er alles andere als einfach gewesen ist.  Umar war stark, körperlich und geistig, er war großzügig, edel und führte ein Leben in Demut.  Umar folgte den Fußspuren seines geliebten Propheten Muhammads, Gottes Segen und Frieden seien mit ihm, er folgte seinem Beispiel und hielt seine Traditionen aufrecht.  Umars ganzes Wesen war darauf konzentriert, Gottes Wohlgefallen zu erreichen; er fürchtete die Bestrafung Gottes, aber er hatte Hoffnung auf das Paradies.  Umar war in der Lage, zwischen Wahrheit und Falschheit zu differenzieren, er fühlte Schmerzen, wenn die Ummah oder eines ihrer Mitglieder litt, und er freute sich, wenn die unter seiner Sorge stehenden zufrieden und glücklich ihren Herrn anbeteten.  Umar war einer der vier rechtgeleiteten Khalifen.  Selbst heute noch ist er ein Vorbild an Stärke, Gerechtigkeit, Liebe und Gnade. 

 


Footnotes:

[1] Dies war ein Ausdruck, den die Araber jener Zeit verwendet haben, um eine rauhe Antwort zu betonen, die keinem Zweifel daran läßt, dass die Unterdrückung anderer und die Übertretung ihrer Rechte nicht toleriert werden würde.