“Wirklich, er liebt Gott und Seinen Gesandten...”

“Wirklich, er liebt Gott und Seinen Gesandten...”

 

 Dr. Abd al-Wahhab al-Turayri

 

Es war einmal ein Mann namens Abdullah, der Gott und Seinen Gesandten so sehr liebte, dass der Prophet über ihn sagte: “Wirklich, er liebt Gott und Seinen Gesandten.” (Sahieh Al-Bukhari)

Dieser Mann mit dem Namen Abdullah liebte den Propheten so sehr, dass er den Propheten stets mit sämtlichen Delikatessen zu erfreuen pflegte, die nach Medina kamen, wenn also irgendeine Handelskaravane mit Dingen wie Butter oder Honig ankam, brachte er ihm dies als Geschenk.  Später, wenn der Händler seine Bezahlung verlangte, brachte Abdullah ihn zum Propheten und sagte: "Gib diesem Mann seinen Preis." 

Der Prophet, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, sagte dann: “Hast du es mir nicht als Geschenk gegeben?”

Abdullah antwortete: “Ja, o Gesandter Gottes; aber ich kann mir nicht leisten, es zu bezahlen.”

Da lachten die beiden und der Prophet musste den Händler bezahlen. 

So war die Art der engen und herzigen Beziehung, die Abdullah und der Prophet zueinander besaßen. 

Es bleibt zu sagen, dass Abdullah Alkoholiker war.  Er war häufig so betrunken, dass er schwankend durch die Straßen Medinas gebracht werden musste, um vor dem Propheten für Trunkenheit in der Öffentlichkeit verurteilt zu werden; und jedes Mal ließ der Prophet die vorgeschriebene Bestrafung vollziehen.  Und dies kam oft vor. 

Nachdem Abdullah von einer dieser zu häufigen Bestrafungen kam, sagte einer der Gefährten über Abdullah: “O Gott verfluche ihn!  Wie oft ist er hierfür gerufen worden!”

Der Prophet tadelte den Gefährten, indem er sagte: “Verfluche ihn nicht, denn ich schwöre bei Gott, wenn du nur wüsstest, wie sehr er Gott und Seinen Gesandten liebt.” (Sahieh Al-Bukhari).  Dann fügte er hinzu: “Hilf nicht Satan gegen deinen Bruder.”

Wir können vieles aus dem Verhalten des Propheten lernen. 

Zuerst sollten wir über die enge und liebevolle Beziehung, die dieser Gefährte zum Propheten genoss, nachdenken, anstatt über den beschämenden Fehler des Gefährten.  Auch wenn der Prophet war, was er war, hielt es ihn nicht davon ab, von Abdullah auf eine vertraute Art zu berichten, sein Freund zu sein und mit ihm zu scherzen. 

Dies zeigt uns, dass in der Gesellschaft, die der Prophet gegründet hat, die Menschen nicht in Fromme und Sünder unterteilt wurden, in der gesellschaftliche Interaktionen zwischen beiden Gruppen ausgeschlossen gewesen wären.  Es war vielmehr eine einige, einschließende Gesellschaft, in der jede Person eine eigene Stufe der Frömmigkeit haben konnte.  Einige waren an der vordersten Front der Rechtschaffenheit, einige waren mittelmäßig fromm, während andere für Sünden anfällig waren.  Aber keiner lebte fern von der Gesellschaft oder wurde verstoßen.  Jeder bildete einen Teil der Gesellschaft. 

Dieses Zugehörigkeitsgefühl beinhaltete, dass wenn Mitglieder der Gesellschaft einen Irrtum begingen, die Auswirkungen ihrer Fehler begrenzt und kurzlebig waren.  Keiner wurde an den Rand gedrängt, so gab es keine Gelegenheit dafür, dass sich Sündhaftigkeit in der Gesellschaft ausbreitete.  Wenn jemand einen Fehler machte, beendete dies nicht die brüderliche Unterstützung von anderen in der Gesellschaft, die mehr als nur bereit waren, eine helfende Hand zu reichen und die Person zurück auf die Bahn zu ziehen. 

Eine andere Lektion, die uns das Verhalten des Propheten zeigt, lehrt uns die Wichtigkeit positive Aussichten zu haben.  Trotz der Tatsache, dass Abdullah vom Propheten regelmäßig für seine Trunkenheit öffentlich verurteilt wurde, zog der Prophet die Aufmerksamkeit von jedem auf Abdullahs positive Eigenschaften – dass er Gott und Seinen Gesandten liebte.  Wenn wir also über diese besondere Eigenschaft nachdenken, fällt uns auf, dass dies eine Eigenschaft ist, die nicht für Abdullah allein gilt, sondern es ist eine Qualität, die alle Gläubigen gemeinsam haben.  Nichtsdestotrotz hat der Prophet Abdullah aus diesem Grund gelobt.  Indem er dies tat, konnte der Prophet diese gute Eigenschaft in jedem kultivieren, ermutigen und bestärken.  Er erinnerte sie auch daran, dass wenn jemand ausgleitet, der Glaube und die Liebe für Gott immer noch bestehen bleiben. 

Wir können uns vorstellen, wie Abdullah sich gefühlt haben muss, als er hörte, dass der Prophet dies über ihn gesagt hat.  Er muss sich überaus geehrt gefühlt haben, wo doch der Gesandte Gottes solches über ihn erklärt hat.  Es sollte ihm dabei helfen, seine schlechten Gewohnheiten aufzugeben und ihm Hoffnung machen, denn es bekräftigte, dass sein Wesentliches nicht permanent mit den Fehlern behaftet war. 

Es war die Art des Propheten, die guten Eigenschaften derer, die sündigten und Fehler begingen, zu betonen.  Wir vergessen dies manchmal und behandeln vergangene Sünden wie undurchdringliche Grenzen zu zukünftigem Guten.  Jemandem, der eine beschämende Tat tat, wird nicht gestattet, ruhig zu leben, sondern er wird immer wieder daran erinnert.  Uns muss klar werden, dass dies Satan dabei hilft, an dem Sünder dranzubleiben und ihn dazu zu bewegen, wieder zu sündigen.  Die Vorgehensweise des Propheten hingegen inspiriert Werte.   Als er an Abdullahs häufige Trunkenheit erinnert wird, lobte er in dem Mann die größten Vorzüge Gott und Seinen Gesandten zu lieben. 

Letztendlich hat Abdullah etwas deutlich Falsches getan.  Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass Abdullah eine Sünde begangen hat.  Berauschendes zu konsumieren ist eine größere Sünde und der Prophet hat den Wein häufig verflucht.  Nichtsdestotrotz nachdem der Prophet angewiesen hat, dass die Strafe für Abdullahs öffentliche Trunkenheit ausgeführt wird, hatte er nichts weiter gegen ihn.  Er sah von weiterem Tadel ab, um nicht Satan gegen den Mann zu helfen.  Er zog hingegen die Aufmerksamkeit der Leute auf seine guten Werte, die seine Unzulänglichkeiten kompensierten.    

Der Umgang des Propheten mit Abdullah ist ein vorzügliches Beispiel für uns, voller wertvoller Lektionen nicht nur darüber, wie wir einander behandeln sollten, sondern wie die Gesellschaft soziale Bande nährt, die stark sind, wohltuend und fördernd und die dazu beitragen können, Menschen davon abzuhalten, neue Sünden zu begehen